Minne (mittelhochdeutsch „feine, höfische Liebe“; okzitanisch fin'amor [ ];französisch amour courtois; englisch courty love) war die untrennbar mit spirituellen und kreativen Bestrebungen verbundene, idealisierte Liebe zwischen Mann und Frau, die während der Gotik-Epoche (etwa 1186–1425) zur höchsten Blüte in Literatur, Musik und Kultur der feinen, höfischen Gesellschaften Europas fand. Die Scholastik war die vorherrschende Denkrichtung, die sich durch die Synthese von Glaube und Vernunft auszeichnete, wobei der Universalienstreit eine zentrale Debatte darstellte: Ob universelle Begriffe wie allumfassende Liebe eine reale Existenz haben (Realismus) oder nur gedankliche Konstrukte sind (Nominalismus). Die Gotik-Epoche sah eine Explosion intellektueller Aktivität, die durch die Gründung zahlreicher Universitäten in Paris (1200), Neapel (1224), Toulouse (1229), Montpellier (1231), Oxford (1249), Cambridge (1284), Orléans (1306), Prag (1348), Wien (1365) und Heidelberg (1386) gefördert wurde. Diese Institutionen wurden zu Zentren des Wissens und der wissenschaftlichen Methodik. Die gotische Zeit war geprägt von der Idee eines universalen Wissens, das sowohl theologische als auch weltliche Erkenntnis integrieren sollte. Geistige Debatten und strukturiertes Denken erreichten eine neue Tiefe. Es war die bislang letzte Epoche des transzendenten Strebens.[1] Die Hochschätzung des Lichts und die Erhebung der Architektur in den Himmel spiegeln den metaphysischen Charakter der gotischen Epoche wider. Als Reaktion auf die sozialen Spannungen, die von einer wachsenden Bedeutung der Städte und den Umbrüchen der entstehenden Geldwirtschaft geprägt war, kamen auch die Bettelorden auf. Diese neuen Gemeinschaften stellten die Armut und Ekstase des Leids Jesu Christi in den Mittelpunkt ihres Lebens. Bei der Minne war es der Ritter, der selbstlos sein ganzes Leben lang eine unerreichbare Dame als Ideal verehrte. Sie war seine Muse, die Verkörperung der Schönheit, Anmut und Grazie, die ihn dazu bewegte, edel, spirituell und von hohen Absichten getragen zu sein.
Der helle Schein mittelalterlicher Romantik als Vorbild für Beziehungen ist heute nur noch in seiner höchsten Blüte erhalten, in den Liedern der Minnesänger und in den Höfischen Liebesromanen von Dichtern wie Chrétien de Troyes. Seit dem 18. Jahrhundert wird Minne als literatur- und rechtsgeschichtlicher (bzw. Minnesang als musikgeschichtlicher) Fachbegriff gebraucht, seit dem 19. Jahrhundert höfische Liebe als Synonym.