Muwaschschah (arabisch موشح, DMG muwaššaḥ ‚„Gürtel-Poesie“‘ ― IPA [ ] )[1] ist eine arabisch-andalusische Strophen-Gedichtform fester Bauart, die sich strukturell, metrisch und sprachlich von ihren orientalischen Vorbildern Qasīda und Ghasel unterscheidet. Diese sind nicht-strophisch, kennen nur den Monoreim, das heißt durchgehende Endreime, und sind in klassischem Arabisch abgefasst. Dagegen besitzt eine Muwaschschaha meist fünf (bis sieben) Strophen, die durch einen durchgängigen Kehrreim – gürtelhaft – miteinander verbunden sind.
Die Muwaschschah-Poesie ist im mittelalterlichen islamischen al-Ándalus im 10. Jahrhundert auf dem Boden des heutigen Spaniens als Lob- oder Liebeslied erfunden worden. Der Tradition nach gilt als Erfinder der Muwaschschah-Gattung der legendäre arabisch-andalusische Dichter Muqaddam ibn Muʿafa, el ciego de Cabra (der Blinde aus Cabra), der um 920 n. Chr. unweit von Córdoba lebte.[2]
Ein ganz besonderes Kennzeichen des Muwaschschah ist das Code-Switching, der plötzliche Wechsel von einer Sprache (Bilingualismus) oder Sprachebene in eine andere, und zwar in den Schlussversen der jeweils letzten Strophe, die Ḫarǧa genannt werden. Während die übrigen Verse einer Muwaschschaha in klassischem Arabisch (oder in Hebräisch) gehalten sind, werden die Schlussverse, die Ḫarǧa, in arabisch-andalusischer Umgangssprache (vulgärarabisch) gedichtet oder gar in einer fremden Sprache gestaltet: zweisprachige Muwaschschahas. So entdeckte man romanische Ḫarǧas, Schlussverse, die vereinzelte oder mehrere altspanische, mozarabische Wörter[3] und hybride romanisch-arabische Komposita enthalten. Diese Mischsprache[4] erinnert an Makkaronische Dichtung und ist in etwa vergleichbar mit dem heutigen Denglisch.
Diese frühromanischen Ḫarǧas sind genauso wie der gesamte übrige Gedicht-Text in arabischer Schrift geschrieben. Eine solche verfremdende Schreibweise nennt man Aljamiado.
Auch in al-Ándalus lebende sephardische Juden brachten bedeutende Muwaschschah-Dichter hervor, so dass also Muwaschschah-Manuskripte in zwei verschiedenen semitischen Alphabeten überliefert sind: in hebräischer und in arabischer Konsonantenschrift.