Die Nationes (Mehrzahl zu lateinisch natio) waren territorial gegliederte Korporationen von Studenten und Dozenten, die sich an frühen europäischen Universitäten bildeten und aus denen sich im deutschen Sprachraum das studentische Verbindungswesen des 19. Jahrhunderts entwickelte. Auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) waren die Nationes ebenfalls eine Kategorie der geografischen Klassifikation und ein Organisationsmuster (→ Konzilsnation).
Die Hauptfunktion der zunächst als Schutzbünde von Professoren und Scholaren vor allem im Ausland gegründeten Nationen der akademischen Korporation war im Grunde zweigeteilt. Eine Nation war zum einen eine Rechts- und Sozialgemeinschaft, welche die Interessen und Privilegien ihrer Mitglieder zu wahren suchte und ihnen einen Lebensunterhalt zu ermöglichte; zum anderen übernahm sie Aufgaben organisatorischer Art (Immatrikulation), der Mitgestaltung in Leitungsgremien sowie administrativen Arbeiten.[1]