Die Theorie des Polyzentrismus wurde von Palmiro Togliatti geprägt und verstand sich als Kennzeichnung der Arbeitsbedingungen der kommunistischen Parteien im Vergleich zwischen verschiedenen Ländern nach der Entstalinisierung in der Sowjetunion 1956.
Später wurde der Begriff erweitert als allgemeine Bezeichnung für ein System mit mehreren Zentren, als Einheit in der Vielfalt (u. a. Politikwissenschaft, Architektur und Stadtplanung). Michael Polanyi nutzte das Konzept der Ergründung der Relevanz von Selbstorganisation und dem Schutz von Grundrechten.[1][2]
Im Bereich der interkulturellen Kompetenz wird Polyzentrismus verstanden als Einstellung beziehungsweise Geisteshaltung der Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Ansichten und Lebensweisen: wenn interkulturelle Handlungszusammenhänge nicht nur vor dem Hintergrund eigener kultureller Erfahrungen interpretiert werden, sondern die Eigenständigkeit anderer Kulturen anerkannt wird und kulturspezifische Wertungen relativiert werden. Dies steht im Sinne von Non-Ethnozentrismus im Gegensatz zur Haltung des Ethnozentrismus.
Aktuelle Vertreter des Konzepts in der Politikwissenschaft sind Simin Davoudi, Elinor und Vincent Ostrom. Arturo Escobar hebt indigene Perspektiven und Praktiken des Polyzentrismus mit dem Begriff des Pluriversums hervor.[3]