Rasse

Die Zucht von Nutz- und Haustieren mit bestimmten Eigenschaften ergibt unterschiedliche „Rassen“ (Gruppen unterhalb einer biologischen Tierart)

Rasse ist (außer im Zuchtwesen) eine umstrittene Bezeichnung für eine Gruppe von Individuen der gleichen (Tier-)Art, die anhand von Ähnlichkeiten des Phänotyps (Aussehen, physiologische Merkmale, Verhalten) klassifiziert werden. Mit der Abgrenzung zu einer bestimmten „Rasse“ wird oft eine direkte genetische Abstammungslinie aller Gruppenmitglieder unterstellt.

Seit jeher unscharf definiert, wurde der Ausdruck „Rasse“ früher auf alle möglichen Ebenen angewendet (etwa anstelle von „Art“ oder „Spezies“). Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fand eine Festlegung auf subspezifische Gruppen statt (unterhalb der Ebene der Art). Damit wurde (geographische) „Rasse“ weitgehend synonym zur Bezeichnung „Unterart“.[1]

In der Biologie wird die Bezeichnung etwa seit Beginn der 1970er-Jahre vermieden. Von „Rassen“ wird nur noch in Zusammenhang mit der Tierzucht gesprochen, die absichtlich eigene Populationen mit bestimmten Merkmalen züchtet.

Die Einteilung auch der Spezies Mensch in Rassen oder Unterarten hingegen ist aus wissenschaftlicher Sicht überholt (vergleiche Rassentheorie). Die sichtbaren Unterschiede von Menschen aus verschiedenen geographisch getrennten Gebieten führen nicht zu objektiv abgrenzbaren Gruppen, weil sichtbare Unterschiede nicht notwendig auf das Vorhandensein genetischer Unterschiede jenseits des Phänotyps hindeuten – die genetische Variationsbreite innerhalb der sog. „Rassen“ ist zwar nicht immer,[2] aber oft größer als zwischen ihnen:

„Beim Menschen besteht der mit Abstand größte Teil der genetischen Unterschiede nicht zwischen geographischen Populationen, sondern innerhalb solcher Gruppen. […] Äußere Merkmale wie die Hautfarbe, die für die typologische Klassifikation oder im alltäglichen Rassismus verwendet werden, sind eine höchst oberflächliche und leicht wandelbare biologische Anpassung an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten.“[3]

Zur Beschreibung der individuellen Zugehörigkeit zu einer Völkergruppe ist allgemein die Bezeichnung Ethnie üblich. Wenn es um geographische Nähe mit Genaustausch geht, lässt sich der Begriff Population verwenden.

  1. Stefan Richter, Torben Göpel (2021): Rasse ohne Realität. Warum das Konzept der Unterarten fragwürdig und das der Menschenrassen überholt ist. Biologie in unserer Zeit 51 (2): 179–188.
  2. Witherspoon DJ, Wooding S, Rogers AR, Marchani EE, Watkins WS, Batzer MA, Jorde LB: Genetic Similarities Within and Between Human Populations. In: United States National Library of Medicine. Genetics, Mai 2007, abgerufen am 4. März 2023 (englisch): „Thus the answer to the question “How often is a pair of individuals from one population genetically more dissimilar than two individuals chosen from two different populations?” depends on the number of polymorphisms used to define that dissimilarity and the populations being compared. The answer, equation M44 can be read from Figure 2. Given 10 loci, three distinct populations, and the full spectrum of polymorphisms (Figure 2E), the answer is equation M45 ≅ 0.3, or nearly one-third of the time. With 100 loci, the answer is ∼20% of the time and even using 1000 loci, equation M46 ≅ 10%. However, if genetic similarity is measured over many thousands of loci, the answer becomes “never” when individuals are sampled from geographically separated populations.“
  3. Martin S. Fischer, Uwe Hoßfeld, Johannes Krause, Stefan Richter: Jenaer Erklärung. Deutsche Zoologische Gesellschaft; hier: Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, abgerufen am 22. August 2020.

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