Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis (selten auch Autognosie von griechisch αὐτός autos, deutsch ‚selbst‘, und γνῶσις gnosis, deutsch ‚Erkenntnis‘) ist die Erkenntnis einer Person über das eigene Selbst. Selbsterkenntnis ist eng verwandt mit Selbstreflexion, dem Nachdenken über sich selbst (Selbstbeobachtung), und der Selbstkritik, dem kritischen Hinterfragen und Beurteilen des eigenen Denkens, der eigenen Standpunkte und Handlungen.[1] Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis setzt die Existenz von Selbstbewusstsein voraus, welches man als „reflexives, besonnenes Bewusstsein des eigenen Ich“ definieren kann. Selbsterkenntnis setzt damit eine gewisse Objektivität der Selbstbeobachtung und des Selbstbildes voraus, das heißt die „richtige Beurteilung der Eigenschaften, Dispositionen, Kräfte, Werte des Selbst, geschöpft aus der Vergleichung der Betätigungen und Reaktionen des Ich im Leben, in der sozialen Gemeinschaft“.[2]

Selbsterkenntnis ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit, die außer von der Philosophie unter anderem auch von der Psychologie und insbesondere von der Verstehenden Psychologie untersucht wird. In der Pädagogik widmet sich v. a. die Humanistische Pädagogik der Erforschung und Entwicklung von Lehr- und Lernwegen zur Bildung von Selbsterkenntnis. Sie ist auch Grundlage der Intersubjektivität, also des Verstehens von anderen Menschen, und damit eine wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes soziales Zusammenleben. Das Gegenteil von Selbsterkenntnis ist Selbsttäuschung.

Eine Folge zu geringer Selbsterkenntnis kann Selbstüberschätzung oder Selbstunterschätzung sein. Letzteres ist ein kaum verwendeter Begriff; er wird überwiegend in psychologischen Kontexten verwendet[3] (siehe auch Minderwertigkeitskomplex, Mauerblümchen).

  1. Brockhaus, F.A.: Der Große Brockhaus. Kompaktausgabe in 26 Bänden, F.A. Brockhaus, Wiesbaden, 18. Auflage 1983, Band 20, Seite 48, Stichwort Selbstkritik.
  2. Beide Zitate: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 1904, Art. „Selbsterkenntnis“.
  3. siehe zum Beispiel Psychologie der Persönlichkeit von Jens Asendorpf, S. 260.

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