Vortigern (walisisch: Gwrtheyrn; altenglisch: Wyrtgeorn; bretonisch: Gurthiern; irisch: Foirtchern(n)) war vermutlich ein romano-britischer Warlord des 5. Jahrhunderts, der einige Zeit nach dem um 407 n. Chr. erfolgten Abzug der Römer aus Britannien im südlichen Teil dieser Insel zu einer besonders mächtigen Stellung gelangte. Es steht aber nicht zweifelsfrei fest, ob er eine reale historische Persönlichkeit war, denn die ihn betreffende Quellenlage stellt sich als unzuverlässig und dürftig dar. Die heute verwendete Namensform Vortigern kommt in den Quellen nicht vor.
Wahrscheinlich ist Vortigern mit dem superbus tyrannus („hochmütigen Tyrannen/Usurpator“) identisch, der vom etwa ein Jahrhundert nach den Ereignissen schreibenden Gildas erwähnt wird. Demnach soll er Sachsen eingeladen haben, als Föderaten nach Britannien zu kommen, um bei der Abwehr von Einfällen nördlicher Völker zu helfen. Später hätten die Sachsen aber revoltiert und das Land geplündert. Dies soll der Beginn der angelsächsischen Eroberung Britanniens gewesen sein. Der älteste Autor, der sicher Vortigerns Name erwähnt, ist Beda Venerabilis. Wesentlich mehr Details über Vortigern liefert erst eine Quelle des 9. Jahrhunderts, die Nennius zugeschriebene Historia Brittonum, doch sind ihre Berichte größtenteils als Legende anzusehen.[1] Weitere angebliche Fakten über Vortigern erzählt die im späten 9. Jahrhundert niedergeschriebene Anglo-Saxon Chronicle. Noch breiter legendär ausgemalt als in der Historia Brittonum ist der Bericht des Geoffrey von Monmouth in seiner um 1136 verfassten Historia regum Britanniae, der das spätere Bild Vortigerns maßgeblich prägte.