Adverb (Plural: die Adverbien), auch Umstandswort, in Texten des 18./19. Jahrhunderts auch Nebenwort, bezeichnet in der Grammatik eine Wortart. In der deutschen Sprachwissenschaft werden Adverbien heute meist definiert als (1) unveränderliche (unflektierbare) Wörter, die (2) auch schon als Einzelwörter Satzglieder bilden können. Typische Beispiele sind Wörter wie „oft“, „gerne“ oder „glücklicherweise“ wie in:
Sie erweisen sich als unflektierbar vor allem im Kontrast zu attributiven Adjektiven, man erhält also nicht: „die ??gernen / ??often Restaurantbesuche“ (dagegen mit dem Adjektiv „häufig“: „die häufigen Restaurantbesuche“). Sie erweisen sich als Satzglieder durch ihre Umstellbarkeit ins Vorfeld des Aussagesatzes („Wir essen oft im Restaurant“ – „Oft essen wir im Restaurant“). Adverbien bilden aber nicht immer Satzglieder in nur einem Wort, denn sie können auch zu größeren Einheiten (Adverbphrasen) ausgebaut werden (z. B. „sehr oft“).
Als Satzglieder haben Adverbien typischerweise die Funktion einer adverbialen Bestimmung. Grundsätzlich ist aber zwischen einer Wortart (Adverb) und einer grammatischen Funktion (Adverbial) zu unterscheiden, denn ebenso ist die Wortart Substantiv verschieden von einer Funktion als Subjekt oder Objekt im Satz, und das Verb als Wortart ist verschieden von seiner Funktion als Prädikat des Satzes. Wörter, die als Adverbien bezeichnet werden, kommen auch nicht nur als Adverbiale vor, sondern manchmal auch in anderen Funktionen: als Ergänzung einer Präposition („seit gestern“), als Prädikativum („Der ist anders“) oder sogar als Objekt eines Verbs („darauf [1] warten“).
Viele Grammatiken stellen bei ihrer Erläuterung des Adverbs eine Einteilung in Bedeutungsklassen in den Mittelpunkt: Adverbien des Ortes, der Zeit, der Art und Weise usw. Ausdrücke solcher Bedeutungstypen können jedoch im Prinzip verschiedenen Wortarten angehören. Es muss also unabhängig bestimmt werden, welche derartigen Angaben Adverbien sind und welche nicht – zum Beispiel, ob eine Ortsangabe wie „gegenüber“ als Adverb oder Präposition zählen soll, oder eine Zeitangabe wie „später“ als Adverb oder Adjektiv. Solche Abgrenzungsfragen stehen im vorliegenden Artikel im Vordergrund.
Obwohl trennscharfe grammatische Definitionen im Prinzip existieren, ist traditionell vor allem das Verhältnis von Adverbien und Adjektiven von Unklarheiten geprägt. In diesem Bereich sind teils Redeweisen üblich, die eine systematische Trennung zwischen Wortart und Funktion wieder zum Verschwimmen bringen. Ein solcher Fall betrifft die Verwendungen des Adjektivs im Deutschen. Wörter wie langsam oder spät sind als Adjektive flektierbar: „langsame Fahrt“, „späte Rückkehr“. Folglich sind sie nach der obigen Wortartdefinition grundsätzlich keine Adverbien, sondern grundsätzlich Adjektive, auch in Konstruktionen wie „langsam fahren“, „spät zurückkehren“ (es handelt sich dann um die Wortart Adjektiv in einer Funktion als Adverbial). In der Geschichte der deutschen Grammatikschreibung sind diese letzteren Verwendungen jedoch oft als „Adverbien“ gesehen worden, und diese Redeweise hält sich auch in manchen heutigen Grammatiktexten weiterhin (auch unter dem Namen „Adjektivadverb“).
Eine ähnliche Unklarheit betrifft die von Adjektiven abgeleiteten adverbiellen Formen wie sie im Englischen oder den romanischen Sprachen vorkommen:
In der Sprachwissenschaft gibt es Diskussionen darüber, ob diese Formen nicht am ehesten als Wortformen von Adjektiven zu analysieren wären (also eher als Flexion statt als Wortableitung). Diese vermeintlich typischsten Fälle von Adverbien sind also gerade die, bei denen die Wortart besonders unsicher ist. Sie werden jedoch einhellig als „Adverbien“ bezeichnet, auch in Texten, wo sie der Wortart nach als Adjektive eingestuft werden.