Der Mann ohne Eigenschaften ist das Hauptwerk Robert Musils und wird zu den bedeutendsten Romanen des 20. Jahrhunderts gezählt. Es erschien ab 1930 in drei Bänden.[1] Im Mittelpunkt der in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie angesetzten Handlung steht Ulrich, ein junger Intellektueller auf der Suche nach sinnvoller und ihn ausfüllender beruflicher und privater Existenz, der in vieler Hinsicht Züge von Musil selbst trägt. Von Umständen getrieben und mit ihnen experimentierend, wird Ulrich zum Mitakteur in einer Parallelaktion, in der einflussreiche Kreise der Donaumonarchie das 70. Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph im Jahr 1918 vorbereiten. Dieses soll gegenüber dem für dasselbe Jahr zu erwartenden 30. Thronjubiläum des Deutschen Kaisers Wilhelm II. keinesfalls an Glanz und Ausstrahlung zurückstehen.
Ulrichs ohnehin distanziertes Interesse an diesem von Musil ironisch ausgemalten und mit einer Vielzahl gesellschaftsanalytischer Essays angereicherten Vorhaben erlischt nahezu, als er anlässlich der Beerdigung des Vaters seiner verheirateten Schwester Agathe wiederbegegnet. Zwischen den Geschwistern entwickelt sich ein inzestuös getöntes Verhältnis, das auf die Suche nach einem anderen Zustand von „tagheller Mystik“ gerichtet ist. In immer neuen Bemühungen, diesen anderen Zustand auszuloten und in ein Ganzes einzubinden, gelangt der Verfasser zu keinem Romanende.
„Kakanien“ nennt Musil im Roman die in überkommenen Strukturen erstarrte, spannungsgeladene und dem Untergang geschäftig entgegentaumelnde k. u. k. Monarchie.[2] Im unmittelbaren Vorfeld des von vielseitiger anfänglicher Begeisterung getragenen Ersten Weltkriegs, auf den der Autor bei der Niederschrift des Romans bereits zurückblickt, entfaltet Musil seinen weitgespannten, zwischen gegebener Wirklichkeit und vorstellbaren Möglichkeiten pendelnden Reflexionshorizont. Die Titelfigur wird zum „Mann ohne Eigenschaften“, indem sie sich zu nichts ernsthaft bekennen mag und sich jeder Festlegung im eigenen Leben entzieht, um sich für neue Optionen und Konstellationen offenzuhalten.