Der Deutsche Wald wurde als Metapher und Sehnsuchtslandschaft seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Gedichten, Märchen und Sagen der Romantik beschrieben und überhöht. Historische und volkskundliche Abhandlungen erklärten ihn zum Sinnbild germanisch-deutscher Art und Kultur oder wie bei Heinrich Heine oder Madame de Staël als Gegenbild zur französischen Urbanität. Dabei wurde auch auf historische oder sagenhafte Ereignisse in deutschen Wäldern Bezug genommen, so auf Tacitus’ Beschreibung der Schlacht im Teutoburger Wald oder auch auf die Naturmystik des zum deutschen Nationalmythos stilisierten Nibelungenliedes, wie dessen vielfältige Rezeptionsgeschichte zeigt.[1]
Die frühe Naturschutz- und Umweltbewegung, der bereits im 19. Jahrhundert einsetzende Tourismus, die Jugendbewegung, sozialdemokratische Naturfreunde, Wandervögel und Wandervereine wie auch die rechtsgerichtete völkische Bewegung sahen in Wäldern ein wichtiges Element deutscher Kulturlandschaften.
In der nationalsozialistischen Ideologie wurde das Motiv des „Deutschen Waldes“ vergleichbar mit „Blut und Boden“ ein typisches Muster. Propaganda und Symbolpolitik sowie Landschaftsplanungen für die Zeit nach einem deutschen „Endsieg“ bezogen diesen zentral mit ein.[2]
Albrecht Lehmann postuliert die Kontinuität eines schicht- und generationenübergreifenden romantischen Waldbewusstseins der Deutschen von der Romantik bis ins 21. Jahrhundert.[3] Zu den Hinweisen auf einen intensiven und ausgeprägten Umgang mit dem Kulturgut Wald gehören unter anderem die Diskussion von Umweltschäden, etwa des „Waldsterbens“ sowie die Gedenk- und Trauerarten in Form von Waldfriedhöfen und Baumbestattungen.[4] Umfragen zeigen eine spezifisch deutsche Gleichsetzung von Wald und Natur. Der Wald als pädagogisches Medium und der Gesundheit zuträglicher Ort hat im Rahmen der Umweltpädagogik (vgl. u. a. Waldpädagogik und Waldkindergarten)[5] im deutschen Sprachraum eine besondere Bedeutung.