Unter dem Begriff differenzielle Objektmarkierung (DOM) versteht man das Phänomen, dass viele Sprachen der Welt direkte Objekte nur unter bestimmten Bedingungen formal (morphologisch) kennzeichnen. Je nachdem, wie genau diese Bedingungen in einer bestimmten Sprache gestaltet sind, werden also bestimmte direkte Objekte markiert, wenn diese Bedingungen vorliegen oder nicht markiert, wenn diese Bedingungen nicht vorliegen.
Semantische bzw. pragmatische Merkmale der betreffenden Substantive, wie Belebtheit und Definitheit, aber auch Merkmale des Verbs, wie z. B. der Aspekt, können je nach Sprache dieses Phänomen bedingen. Bekannte Auslöser sind die Belebtheit des direkten Objekts, die Definitheit des direkten Objekts (oder seine Spezifität) oder wie sehr das Objekt durch die vom Verb beschriebene Handlung affektiert wird. In manchen Sprachen führt nur einer dieser Faktoren zur differenziellen Objektmarkierung (eine Sprache fordert z. B. eine Markierung des Objekts, wenn dieses definit ist, Belebtheit spielt aber keine Rolle) und in anderen Sprachen spielt eine Kombination dieser Faktoren eine Rolle. In der Abbildung „Auslöser der differenziellen Objektmarkierung“ ist dargestellt, dass die differenzielle Objektmarkeriung wahrscheinlicher wird, je belebter, je definiter und je affizierter das direkte Objekt ist.
Als Beispiel seien die folgenden Sätze aus dem Iwrit angeführt, wo der Objekt-Marker et nur bei definiten Substantiven gesetzt wird:[1]
Im Iwrit lautet die Bedingung unter der differenzielle Objektmarkierung auftritt also, dass das direkte Objekt definit sein muss. Ist das direkte Objekt definit, wird eine Markierung eingefügt, ist das direkte Objekt indefinit, wird keine Markierung vorgenommen.