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Edda

Deckblatt einer isländischen Abschrift der Snorra-Edda aus dem Jahr 1666

Als Edda werden zwei verschiedene, in altisländischer Sprache verfasste literarische Werke bezeichnet. Beide wurden im 13. Jahrhundert im christianisierten Island niedergeschrieben und behandeln skandinavische Götter- und Heldensagen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten unterscheiden sie sich ihrem Ursprung nach und im literarischen Charakter.[1]

Ursprünglich kam dieser Name nur einem Werk zu – der Snorra-Edda des Snorri Sturluson († 1241) –, das dieser um 1220 für den norwegischen König Hákon Hákonarson und den Jarl Skúli verfasste. Es ist ein Lehrbuch für Skalden (die altnordische Bezeichnung für „Dichter“) und gliedert sich in drei Teile, deren ersten beiden die mythologischen und sagenmäßigen stofflichen Grundlagen der Skaldendichtung unter Benutzung alter mythologischer Lieder und Heldenlieder in Prosa nacherzählen. Der dritte Teil, das „Strophenverzeichnis“, bringt für jede Strophenform eine Beispielstrophe. In dieses Werk schiebt er oftmals als Beispiele einzelne Strophen oder kurze Strophenfolgen aus alten Liedern ein. So werden hier ganz nebenbei Lieder von ungewissem Alter überliefert.

Das zweite Werk, das als Lieder-Edda bezeichnet wird, wurde erst im späten Mittelalter so benannt, doch der Name hat sich eingebürgert[2] und gilt als die bekanntere Edda: Um 1270 wurde auf Island eine Sammlung von Liedern unterschiedlichen Alters niedergeschrieben. Einige der von Snorri zitierten Strophen stimmen fast wörtlich damit überein. Diese Sammlung überliefert aber ganze Lieder, nicht nur Ausschnitte, und verbindet nur ganz wenige Texte durch Inhaltsangaben in Prosa.

Als Abgrenzung der beiden Werke voneinander werden die Werke in der Literatur als Snorra-Edda und Lieder-Edda bezeichnet. Auf Grund der Annahme, dass die Texte der Lieder-Edda zum Großteil Snorri schon bekannt waren, wird die Lieder-Edda oft auch als „Ältere Edda“ und die Snorra-Edda als „Jüngere Edda“ bezeichnet. Da aber die Liedersammlung wahrscheinlich erst nach dem Erscheinen der Snorra-Edda zusammengestellt wurde, sind diese Namen verwirrend und werden heute vermieden.[3] Es wird auch bezweifelt, dass die Sammlung der Lieder-Edda so alt ist, dass sie schon auf Saemund den Weisen zurückgehen könnte; der Name Sæmundar-Edda, mit dem sie bis zum 19. Jahrhundert oft bezeichnet wurde, ist daher wohl falsch. Da die Snorra-Edda, obwohl ihr fortlaufender Text in Prosa geschrieben ist, sehr viele Strophen als Beispiele enthält, und die Lieder-Edda zwar wenige, aber doch einige Prosatexte zwischen den Strophen enthält, ist es auch ungünstig, die Snorra-Edda als „Prosa-Edda“ und die Lieder-Edda als „Poetische Edda“ zu bezeichnen.

Der Schriftsteller W. Hansen hat in jahrelanger Arbeit den Versuch unternommen, aus Hinweisen der Texte die Orte der Handlung auf Island zu ermitteln, die jeweils durch geologische Besonderheiten ausgezeichnet sind.[4]

  1. Rudolf Simek: Die Edda. C. H. Beck, 2007, ISBN 978-3-406-56084-2, S. 7.
  2. Rudolf Simek: Die Edda. C. H. Beck, 2007, S. 8.
  3. Rudolf Simek: Die Edda. C. H. Beck, 2007, S. 45.
  4. Walter Hansen: Asgard − Entdeckungsfahrt in die germanische Götterwelt Islands, 1994, Weltbild Verlag Augsburg.

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