Our website is made possible by displaying online advertisements to our visitors.
Please consider supporting us by disabling your ad blocker.

Responsive image


Friedenspfarrer

Friedenspfarrer – auch Friedenspastor – bezeichnet zunächst Geistliche, die sich der Friedensbotschaft des Evangeliums verpflichtet fühlen und sich auf Grundlage dieser Motivation aktiv in der Friedensbewegung allgemein oder in einer ihrer Organisationen engagiert haben. Die Zuschreibung erfolgte positiv oder kritisch mitunter bereits zeitgenössisch, meist jedoch im Rückblick auf die Lebensleistung.

In einer ersten historischen Phase bezieht sich der Begriff auf christliche Geistliche beiderlei Konfessionen, die sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Organisationen wie zum Beispiel in Deutschland in der Deutschen Friedensgesellschaft (gegründet 1892) oder dem Friedensbund Deutscher Katholiken (gegründet 1919) engagiert haben.[1] Viele von ihnen traten im Vorfeld oder während des Zweiten Weltkrieges als Kriegsdienstgegner in Erscheinung[2] oder traten für Kriegsdienstverweigerer ein.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich unter den neuen politischen Bedingungen weltweit wiederum zahlreiche Geistliche in unterschiedlichen, zum Teil fortgeführten, zum Teil neu gegründeten Organisationen engagiert, ob zum Beispiel im Rahmen der Christlichen Friedenskonferenz (gegründet 1958) oder in der Bewegung Pax Christi (gegründet zum Ende des Weltkrieges in Frankreich). Unter den Bedingungen der DDR[4] haben dabei nicht wenige dieser neuen Generation der Friedenspfarrer mit der SED oder auch mit der Staatssicherheit zusammengearbeitet. Ähnliche Situationen gab es unter anderem auch in der Tschechoslowakei und in Ungarn, dort mehrheitlich katholische Geistliche betreffend.[5] Sie wurden bereits zeitgenössisch eher abwertend und entgegen der ursprünglichen Bedeutung als „Friedenspfarrer“ oder „Friedenspriester“ bezeichnet. Walter Bredendiek wies bereits in seiner Arbeit über „Emil Fuchs und die Anfänge des Christlichen Arbeitskreises in Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik“ (1964) die diffamierende oder auch nur ironische Verwendung des Begriffs im Blick auf die friedensbewegten Geistlichen zurück, die sich auch von Amtsbrüdern als „Friedenshetzer“ abkanzeln lassen mussten.[6]

Die Situation änderte sich in den 1980er Jahren, als in vielen Staaten kritisch eingestellte Pfarrer sich gegen die staatliche Politik wandten. Insbesondere die in der friedlichen Opposition aktiven Pfarrer und Pastoren wurden infolgedessen als Friedenspfarrer bezeichnet.

  1. Siehe dazu Karlheinz Lipp: Berliner Friedenspfarrer und der Erste Weltkrieg, Berlin 2012, S. 7
  2. Siehe katholischerseits zum Beispiel Max Josef Metzger und den Vorstand des Bundes der Kriegsdienstgegner Ernst Thrasolt
  3. Exemplarisch hierfür die Unterstützung für den Kriegsdienstverweigerer Hermann Stöhr, siehe Matthias Scheel, Kriegsdienstverweigerung im Dritten Reich: Eine Untersuchung der Haltung der evangelischen Kirche im NS-Staat zur Frage der Kriegsdienstverweigerung am besonderen Beispiel Dr. Hermann Stöhrs, 2010
  4. Günther Wirth: Die `Friedenspfarrer´ am Anfang der fünfziger Jahre, in: Zwischen Aufbruch und Beharrung. Der deutsche Protestantismus in politischen Entscheidungsprozessen, Berlin/DDR 1979, S. 221–235
  5. József Gyula Orbán, Friedensbewegung katholischer Priester in Ungarn, 1950–1956, 1996; Lénárd Ödön, Wege und Irrwege der katholischen Kirche Ungarns in der Zeit der Verfolgung durch die Kommunisten, 2009
  6. Walter Bredendiek, Emil Fuchs und die Anfänge des Christlichen Arbeitskreises in Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik, 1964, S. 23f.

Previous Page Next Page








Responsive image

Responsive image