Geschlechtshabitus, Geschlechterhabitus oder geschlechtlicher Habitus hat sich seit den 1990ern als soziologischer Fachbegriff auf der Basis des soziologischen Habitusbegriffs entwickelt, um die Unterscheidung des Prinzips der Handlungspraxen entlang einer Geschlechtskategorie zu beschreiben. Über die Zuordnung zu einer Geschlechtskategorie werden „bestimmte Praxen generiert und andere verhindert“ (Michael Meuser)[1]. Im Zentrum der Handlungspraxen steht meist eine zweipolare Unterscheidung von männlichem und weiblichem Habitus auf sozialer und in der Folge auf individueller Ebene[1]. Die Unterscheidung ist eine „Dimension des Sozialen“ und „Bestandteil der sozialen Ordnung“, über das ein unerschöpfliches System von Gegensätzen hervorgebracht wird. Menschen eignen sich den Geschlechtshabitus in ihrer psychosozialen Entwicklung an, d. h. er ist eine „alltägliche Selbstverständlichkeit“, die vorbewusst einverleibt, verinnerlicht und in der Identitätsarbeit laufend weiterentwickelt wird (Habitualisierung bzw. Sozialisation). Er zeigt sich in Bewegungen, Blicken und Gestik, aber auch im Denken und Fühlen.[2] Der Geschlechtshabitus gehört zu den kulturellen Deutungsmustern, über die Geschlechtszugehörigkeit und Geschlechtsverhältnisse als Natur und Kultur zu einer unauflösbaren Einheit verbunden werden. Der Geschlechtshabitus ist allgegenwärtig und spiegelt die Macht der sozialen Geschlechterordnung wider.[1]
Ziel des Fachbegriffs des Geschlechtshabitus ist die wissenschaftliche Beschreibung von Geschlecht als bio-psycho-sozialer Kategorie sozialer Ordnung und sozialer Differenzierung. Andere Fachbegriffe in diesem Bereich waren bzw. sind Geschlechtsidentität, Geschlechtscharakter, Geschlechtsrollencharakter, Geschlechterrolle, Gender und Doing Gender.