Hertwig-Epithelscheide (HES, auch Hertwigsche Epithelscheide, epitheliale Wurzelscheide oder Vagina radicis epithelialis) nennt man den Bereich der Umschlagfalte zwischen innerem und äußerem Schmelzepithel des Zahnschmelzorgans (Organon enameleum). Sie wurde nach ihrem Entdecker Oscar Hertwig benannt, der sie 1874 an Amphibien entdeckte.[1][2]
Die Hertwigsche Epithelscheide ist Teil der Zahnentwicklung und dient der Wurzelbildung, die erst erfolgt, wenn die Bildung der Zahnkrone mit ihrer Hartsubstanz, dem Zahnschmelz, weitgehend abgeschlossen ist. Im Bereich der Umschlagfalte zwischen innerem und äußerem Schmelzepithel wird kein Schmelz produziert, sondern die zwei Blätter liegen eng aneinander. Durch Proliferation wächst das Schmelzorgan in diesem Bereich weiter in die Tiefe und präformiert die Anlage der späteren Zahnwurzel, indem die Ränder teilweise auf einander zuwachsen. Der Übergang vom äußeren zum inneren Blatt des Schmelzorgans verlängert sich und bildet einen, zwei oder drei Wurzelkanäle. Die Hertwig-Epithelscheide wird von zervikal zunehmend lückenhaft. Die Mesenchymzellen des Zahnsäckchens (Zahnfollikel) kommen dadurch mit dem Wurzeldentin in Kontakt und bilden das Wurzelzement und das Desmodont (Wurzelhaut).[3]