Die Historia Langobardorum (Geschichte der Langobarden) ist das Hauptwerk des Mönchs Paulus Diaconus († wohl vor 800 im Kloster Montecassino), das er gegen Ende seines Lebens verfasste. In seinem aus sechs Büchern (libri) bestehenden Werk versucht Paulus die Geschichte seiner gens, der Langobarden, nach den Grundsätzen antiker Geschichtsschreibung darzustellen, und sie gleichzeitig in den göttlichen Heilsplan einzubinden. In diesem Plan erhalten die nach-römischen gentes damit einen legitimen Platz mit entsprechenden Aufgaben und Verdiensten. Dabei nennt Paulus als Tugenden seiner gens laut Stefano Gasparri vor allem „Mut, Ergebenheit gegenüber seinen Führern, Ehrgefühl“.[2]
Paulus greift bei seiner Erzählung bis in die legendäre Zeit der Aufteilung der ursprünglich in Skandinavien ansässigen gens zurück. Das Werk endet mit dem Tod König Liutprands im Jahr 744 und somit bereits drei Jahrzehnte vor der Eroberung des Langobardenreichs durch die Franken unter der Führung Karls des Großen. Den Untergang des Reiches, den Paulus auf die Vernachlässigung der Religion durch den langobardischen Herrscher zurückführt, in deren Folge Johannes der Täufer das Reich nicht länger geschützt habe, stellt der Verfasser nicht dar. Dies führte in der modernen Geschichtsschreibung zu Überlegungen darüber, ob möglicherweise ein weiteres Buch geplant war, um auch die letzten Jahrzehnte des Langobardenreiches darzustellen.
Paulus, der einer adligen Familie aus dem Friaul entstammte, hielt sich wohl unter König Ratchis zwischen 744 und 749 am langobardischen Königshof in Pavia auf, Jahrzehnte später am Hof Karls des Großen. Zu diesem stand er bald in einem persönlichen, aber auch wirtschaftlich abhängigen Klientelverhältnis, denn sein Patron schreibt in einem Brief „Paulo, diacono, familiari, clientulo nostro“.[3]
Die Geschichte der Langobarden schrieb er schließlich in seinem süditalienischen Benediktinerkloster Montecassino, wie er selbst berichtet, wobei er sich – mehrfach seine geringen literarischen Fertigkeiten bedauernd – insgesamt an fünfzehn Stellen seiner Historia selbst erwähnt. Wann er in das Kloster eingetreten ist, ist nicht bekannt.
Das Opus bildet die wichtigste Grundlage weiter Teile der Geschichtsschreibung zum Italien der Zeit zwischen 568 und 744. Es wurde vielfach kopiert. Die mehr als 100 überlieferten Abschriften weisen verhältnismäßig geringe Abweichungen voneinander auf. Schon Andreas Bergomas, der die Historia Langobardorum bis 877 fortsetzte (Adbreviatio de gestis Langobardorum[4]), und Erchempert von Benevent verweisen explizit auf Paulus' Werk. Überliefert ist die Kenntnis von rund 200 Abschriften, davon sind 115 erhalten.[5] Seit 1480 wurde das Werk, dessen Autograph verschollen ist, häufig gedruckt; die beste Edition bietet immer noch die Fassung im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica von 1878. Das Werk wurde vielfach übersetzt.