Die humanistische Minuskel, auch scriptura humanistica, ist eine handgeschriebene Buchschrift, die in weltlichen Kreisen in Italien zu Beginn des 15. Jahrhunderts entwickelt wurde.[1] Aus dieser Minuskelschrift entstanden die Kleinbuchstaben des lateinischen Schriftsystems in der heute üblichen Schrift.
Die humanistische Minuskel entstand als Gegenentwurf zu den gebrochenen gotischen Buchschriften (gotische Minuskel, Textura, Rotunda) und besitzt runde, ungebrochene Bögen. Schriftgeschichtlich ist sie eine Weiterentwicklung der gotischen Bastarda. Sie zeichnet sich durch Klarheit und gute Lesbarkeit, Ausgewogenheit des Stils und Eleganz aus. Sie basiert auf der karolingischen Minuskel, welche die Renaissance-Humanisten, die von der Idee der Wiederbelebung der Antike begeistert waren, irrtümlich für eine Schrift der römischen Antike hielten.[2] Die Humanisten nannten diese Schrift deshalb litterae antiquae (‚antike Buchstaben‘), im Unterschied zu der gebrochenen Schrift, die sie als litterae modernae (‚moderne Buchstaben‘) bezeichneten.[3]
Aus Italien breitete sich die humanistische Minuskel über den Rest Europas aus.[4] Sie wurde im 15. Jahrhundert für Texte mit humanistischen Inhalten verwendet. Hingegen wurde in diesem Zeitalter weiterhin die gebrochene Schrift verwendet, wenn es um Texte aus den Gebieten der Rechtswissenschaften, Medizin, oder der thomistischen Philosophie ging. Nichtakademische Texte in dieser Epoche hatten wiederum ihre eigenen, separaten Schrifttraditionen.[5]
Der im 15. Jahrhundert aufkommende Buchdruck mit beweglichen Lettern führte zur Geburt einer Satzschrift aus der humanistischen Minuskel kombiniert mit römischen Großbuchstaben: der „Antiqua“.