Ein volkswirtschaftlicher Indikator (auch Konjunkturindikator oder makroökonomische Kennzahl genannt) ist eine Messgröße, die Aussagen über die konjunkturelle Entwicklung oder die wirtschaftliche Situation im Allgemeinen von Volkswirtschaften erlaubt und insbesondere aus der makroökonomischen Theorie bzw. aus Forschungen abgeleitet wird. Solche Indikatoren können Grundlage für die Erstellung von Prognosen sein (siehe auch Ökonometrie).
In der Wirtschaft mit ihren komplexen Sachverhalten benötigen die Wirtschaftssubjekte Messgrößen, mit deren Hilfe sich fokussiert Unternehmen, Medien, Experten, Finanzanalysten und Laien ein Urteil über konjunkturelle Entwicklungen machen können. Auch die Zentralbanken, Regierungen und Wirtschaftsverbände nutzen diese Indikatoren, die vom Statistischen Bundesamt oder Wirtschaftsforschungsinstituten errechnet werden. Indikatoren verschaffen einen schnellen Überblick über die Wirtschaftsentwicklung. Um als Indikator allgemein anerkannt zu werden, sollen Indikatoren theoretisch plausibel, statistisch angemessen, zuverlässig, repräsentativ und aussagekräftig sein. Um die Aktualität der Indikatoren zu gewährleisten, müssen Daten zur wirtschaftlichen Beobachtung mindestens quartalsweise, besser noch monatlich, bereitstehen. Indikatoren müssen als „lange Reihen“ (Zeitreihen über mehrere Jahre) vorliegen, damit ein Langfristvergleich der konjunkturellen Entwicklung im Rahmen einer Zeitreihenanalyse möglich ist. Das wiederum erfordert oft eine Saisonbereinigung, um die verzerrenden saisonalen Effekte auszuschalten.
Das Statistische Bundesamt hat seit 1950 das Ziel, ein statistisches Gesamtbild der Wirtschaftsstruktur und des Wirtschaftsablaufs zu zeichnen. Als wichtigste Aufgabe wurde es angesehen, die Grunddaten für die kurz- und langfristige Wirtschaftsbeobachtung zu liefern, denn alle für die laufende Wirtschaftsbeobachtung anfallenden Indikatoren dienen der Konjunkturbeschreibung.[1] Seit August 1972 veröffentlicht das Statistische Bundesamt „Indikatoren zur Wirtschaftsentwicklung – Zeitreihen mit Saisonbereinigung“. Die Bundesbank hat bis 1987 die Zentralbankgeldmenge, seitdem die Geldmenge in ihrer Abgrenzung M3 als Indikator herangezogen. Die Europäische Zentralbank verfolgt seit 1994 mit ihrer „zwei-Säulen-Strategie“ einerseits realwirtschaftliche Indikatoren (z. B. Produktionspotenzial, Lohnentwicklung) und andererseits in der monetären Analyse längerfristige monetäre Indikatoren (z. B. die weit gefasste Geldmenge M3).