Als Indogermanen oder Indoeuropäer werden nach linguistischem Verständnis die Sprecher der heutzutage rekonstruierbaren indogermanischen Ursprache bezeichnet. Es handelt sich also nicht um „Germanen“ – die Bezeichnung ist vielmehr ein Klammerbegriff, gebildet aus den Namen der beiden Sprechergruppen, die zur Zeit der Entdeckung die am weitesten auseinander liegenden Sprachgebiete markieren. Gemeint sind mit „Indogermanen“ also: die Sprecher der Vorläufersprache, deren Nachfolgesprachen hernach im Altertum geographisch zwischen den Siedlungsgebieten von Indern und Germanen anzutreffen waren.
Die „Indogermanen“ sind allein definiert als Sprechergemeinschaft der sprachwissenschaftlich erschlossenen ur-indogermanischen Sprache, womit nicht unbedingt eine Ethnie und nur bedingt eine Kultur vorausgesetzt werden kann. Die historisch fassbaren Völker wiederum, die verschiedene indogermanische Folgesprachen sprechen, werden als Nachfahren einer Bevölkerung angesehen, die die Sprache von einwandernden Indogermanisch-Sprechern übernahm. Bei solchen Lernvorgängen bleiben oft grammatische und phonologische Eigenarten der Lernersprache erhalten, seltener auch Teile des Wortschatzes.[1] Gleichwohl lassen sich aus den Gemeinsamkeiten dieser Folgesprachen einige Rückschlüsse auf die Lebensweise der Ur-Indogermanen sowie ihre räumliche und zeitliche Verbreitung ziehen. Unter vielen anderen können beispielsweise Bezeichnungen des Wagenbaues für die indogermanische Grundsprache erschlossen werden.[2][3] Solche Befunde bieten dann Hinweise auf archäologisch fassbare Kulturen und von daher auf mögliche Entstehungsräume oder eine „Urheimat“ der Sprecher des Urindogermanischen. Die Verortung einer Urheimat ist aber nicht mit Sicherheit möglich. In der ernsthaften Diskussion stehen noch die Anatolien-Hypothese und – in der Favoritenrolle – die Steppenhypothese. Der sprachliche Befund führt zu einer zeitlichen Einordnung des Urindogermanischen etwa zwischen 4000 und 3000 v. Chr.