Iwan, auch Aiwan oder Liwan (persisch ایوان aiwān, ayvān, arabisch إيوان, DMG īwān, līwān, letzteres arabisch umgangssprachlich von al-īwān, türkisch eyvan), bezeichnet in den mittelalterlichen arabischen und persischen Texten in den meisten Fällen den bedeutendsten Teil eines Palastes, also den Thronsaal oder die Audienzhalle, unabhängig von deren architektonischer Gestalt oder im weiteren Sinn das Palastgebäude insgesamt. Aus diesem zunächst funktionellen Begriff bildete sich vermutlich die allgemein verbreitete Bezeichnung für einen bestimmten Gebäudeteil in der weltlichen und religiösen Architektur des Nahen und Mittleren Ostens: eine hohe, einseitig offene Halle, die von einem Tonnengewölbe überdeckt wird.
Für die iranische Architektur ist der Iwan seit seiner Einführung durch die Parther im 1. Jahrhundert n. Chr. ein wesentliches Merkmal. Wohnhäuser in Chorasan mit zentralen Hallen, die als Vorläufer der Iwane angesehen werden, finden sich archäologischen Untersuchungen zufolge ab Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. Ein quadratischer Kuppelsaal in Verbindung mit einem Iwan waren das charakteristische Element der sassanidischen Palastarchitektur; der Iwan mit seiner hochgezogenen Frontmauer (Pischtak) wurde zum dominanten Merkmal der Außenfassade.
Der Iwan als herausragender zentraler Baukörper prägte die orientalischen Paläste der nachfolgenden islamischen Zeit und die religiöse Architektur besonders im Iran und im südlichen Zentralasien. Im Innern einer Moschee weist der dem Hof zugewandte Iwan an der Qibla-Wand die Gebetsrichtung. Bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts hatte sich die charakteristische iranische Hofmoschee nach dem Vier-Iwan-Schema mit jeweils zwei, sich in einem Achsenkreuz gegenüberstehenden Iwanen als Standard herausgebildet. Dieser Grundplan kommt auch bei Madrasas, Wohngebäuden und Karawansereien vor.