Zweiter Tempel: Hauptheiligtum der aus dem Exil zurückgekehrten Judäer, erbaut unter dem persischen Statthalter Serubbabel um 515 v. Chr., mehrfach umgebaut und unter Herodes dem Großen stark erweitert und neu konzipiert (Herodianischer Tempel); bei der Eroberung Jerusalems durch römische Truppen im Jahr 70 n. Chr. geplündert, in Brand gesetzt und zerstört.[1]
Die Umfassungsmauern der herodianischen Tempelplattform (nicht das eigentliche Tempelgebäude) sind teilweise in den heutigen Umfassungsmauern erhalten. Ein Mauerabschnitt im Westen ist als Klagemauer bekannt und gilt heute als wichtigste heilige Stätte des Judentums. Diese Mauer hatte, während der Tempel bestand, noch keine besondere religiöse Relevanz.[2]
In der Erwartung auf den kommenden Messias (hebräisch משיח maschiach) ist u. a. eine Bedingung in der jüdischen Religion, dass der „jüdische Tempel in Jerusalem“ („Dritter Tempel“) wieder aufgebaut worden ist (Mi 4,1 EU).
↑Nach Ernst Axel Knauf: Geschichte Israels und Judas im Altertum. De Gruyter, Berlin / Boston 2021, ISBN 978-3-11-014543-4, S. 2, kann die Geschichte in drei Abschnitte eingeteilt und zeitlich zugeordnet werden: „Geschichte I“ ist die „Geschichte des Ersten Tempels“ (bis 587 v. Chr.), die „Geschichte II“ die „Geschichte des Zweiten Tempels“ (520 v. Chr. bis 70 n. Chr.), das historische Intervall, die „Lücke zwischen 587 und 520 v. Chr.“ bezeichnet er als die Zeit, in der JHWH „tempellos, unbehaust“ im Exil verweilte. Knauf ordnete den Abschnitt „Geschichte I“ dem Tanach zu, mit Ausnahme von Haggai, Sacharja, Buch der Psalmen, Buch Esra und Buch Nehemia, Buch Ester, Buch Daniel. Der Abschnitt „Geschichte II“ sei die wesentliche Epoche der Umgestaltung des Tanachs gewesen. Siehe hierzu auch Richard Elliott Friedman: Wer schrieb die Bibel? So entstand das Alte Testament. Anaconda, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-144-3, S. 292–299.
↑Hanna Liss: Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel. 4. völlig neu überarbeitete Auflg., (= Band 8 Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg), Winter, Heidelberg 2019, ISBN 978-3-8253-6850-0, S. 137.