Jo Lherman, auch Joe Lhermann oder Yo Lehrmann, eigentlich Walter Ullmann (* 5. Januar 1898 in Wien, Österreich-Ungarn; † 5. Mai 1949 in Paris)[1], war Regisseur sowie Theatergründer und -macher. Bekannt wurde er des Weiteren als Radiokommentator beim ersten Nürnberger Prozess unter dem Pseudonym Gaston Oulmàn (auch Gaston Oulman bzw. Gaston Oullman).
Ullmann hat sich über seine gesamte Lebenszeit zahlreiche Eigentumsdelikte zuschulden kommen lassen und neigte sehr zur Hochstapelei; auch sein Doktorgrad war lediglich angemaßt. In der Weimarer Republik genoss er unter dem Namen Lherman einen Ruf als „Theaterbesessener“, der zahlreiche Uraufführungen lebender Dramatiker ins Werk setzte, freilich häufig mit ungedeckten Schecks finanziert und gelegentlich auch unter Verletzung der Autorenrechte. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg reüssierte Ullmann als offizieller Radioberichterstatter des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher für Radio München unter dem Namen Oulmàn, wiederum mit gefälschtem Lebenslauf und missbräuchlich geführtem Doktorgrad.
- ↑ Todesdatum hier nach Hans Buchheim: Aktuelle Krisenpunkte des deutschen Nationalbewusstseins. Mainz: Hase & Koehler, 1967, S. 205 sowie Konstantin von Bayern: Nach der Sintflut. Berichte aus einer Zeit des Umbruchs 1945–1948. Süddeutscher Verlag, München 1986, S. 63. Beide berufen sich auf eine Meldung der Pariser Agentur La Page Internationale. Ein Leserbrief von Anne-Lise Ollendorff, einer Journalistin, die Ullmann aus seiner Saarbrücker Zeit kannte, an den Spiegel, gedruckt am 12. Mai 1949, datiert seinen Tod ebenfalls auf den 5. Mai („am Donnerstag voriger Woche“) – wozu die Redaktion allerdings anmerkt: „Falls die Meldung stimmt.“ Dasselbe Datum gibt Will Schaber an, der mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen hat, unter anderem mit einer ehemaligen Sekretärin Ullmanns, siehe Der Fall Ullmann – Lherman – Oulmàn. In: Exilforschung 7 (1989): Publizistik im Exil, S. 107–118, hier: S. 117 und 118. Diese vier übereinstimmenden Angaben sprechen deutlich für das angegebene Datum. Das Authority File der Library of Congress gibt abweichend den 14. Mai an, stützt sich dabei aber auf die unzuverlässigen Angaben in Maximilian Alexanders „Dokumentar-Thriller“: Das Chamäleon. Der Mann, der sich Dr. Gaston Oulmàn nannte. Glöss, Hamburg 1978, S. 246 („believed to have died May 14“).