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John Maynard Keynes

John Maynard Keynes (1933)

John Maynard Keynes, 1. Baron Keynes [keɪnz] (* 5. Juni 1883 in Cambridge; † 21. April 1946 in Tilton bei Firle, East Sussex) war ein britischer Ökonom, Politiker und Mathematiker.[1] Seine Gedanken haben Theorie und Praxis der Makroökonomie und die Wirtschaftspolitik von Regierungen grundlegend verändert.[2] Er arbeitete wesentlich zu den Ursachen von Konjunkturzyklen und verfeinerte diese Theorien erheblich.[1] Keynes war einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts.[3][4][5] Seine Ideen sind die Grundlage für die als Keynesianismus bekannte Denkschule und ihre verschiedenen Nachfolger.[6]

Während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren führte Keynes eine Revolution des ökonomischen Denkens an.[4] Er stellte die Ideen der neoklassischen Theorie in Frage, wonach freie Märkte kurz- bis mittelfristig automatisch zu Vollbeschäftigung führen würden, solange die Arbeitnehmer in ihren Lohnforderungen flexibel wären.[2] Er argumentierte, dass die Gesamtwirtschaftliche Nachfrage das Gesamtniveau der Wirtschaftstätigkeit bestimmt und dass eine unzureichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu längeren Perioden hoher Arbeitslosigkeit führen könnte. Keynes befürwortete die Anwendung der Fiskal- und Geldpolitik, um die nachteiligen Auswirkungen wirtschaftlicher Rezessionen und Depressionen abzumildern.[1] Er beschrieb diese Ideen in seinem 1936 veröffentlichten Opus magnum Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes.[5] In den späten 1930er Jahren hatten führende westliche Volkswirtschaften begonnen, Keynes’ politische Empfehlungen zu übernehmen. Als Leiter der britischen Delegation bei der Konferenz von Bretton Woods war Keynes weiterhin an der Gestaltung der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingerichteten internationalen Wirtschaftsinstitutionen beteiligt.[4]

Keynes’ Einfluss begann in den 1970er-Jahren zu schwinden, aufgrund der Stagflation, die viele westliche Volkswirtschaften in diesem Jahrzehnt plagte.[7] Auf theoretischer Ebene übten Milton Friedman und andere Ökonomen scharfe Kritik an der klassischen keynesianischen Theorie.[8] Friedman argumentierte etwa, dass es unmöglich sei, den Konjunkturzyklus mit Fiskalpolitik (deficit spending) zu beeinflussen.[9][10] Durch das Aufkommen des Neukeynesianismus in den 1980er Jahren kam es zu einer Veränderung des Keynesschen Denkens.[11] Der Neukeynesianismus lieferte theoretische Argumente für wirtschaftspolitische Maßnahmen, die als Reaktion auf die Weltfinanzkrise von 2007 bis 2008 in vielen Industriestaaten ergriffen wurden, und ist der internationale Konsens der zeitgenössischen Wirtschaftswissenschaft.[12][11]

Als das Time Magazine Keynes 1999 zu den wichtigsten Menschen des Jahrhunderts zählte, erklärte es, dass „seine radikale Idee, dass Regierungen Geld ausgeben sollten, das sie nicht haben, den Kapitalismus gerettet haben könnte“.[13] The Economist bezeichnete Keynes als „Großbritanniens berühmtesten Ökonomen des 20. Jahrhunderts“.[14]

  1. a b c John Maynard Keynes | Biography, Theory, Economics, Books, & Facts. Abgerufen am 10. Januar 2021 (englisch).
  2. a b Alec Cairncross: Keynes, John Maynard, Baron Keynes (1883–1946), economist. Band 1. Oxford University Press, 23. September 2004, doi:10.1093/ref:odnb/34310 (oxforddnb.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).
  3. How to kick-start a faltering economy the Keynes way. 22. Oktober 2008 (bbc.co.uk [abgerufen am 10. Januar 2021]).
  4. a b c Stanislaw, Joseph.: The commanding heights : the battle for the world economy. [Rev. and updated ed.]. Simon & Schuster, New York 2002, ISBN 978-0-7432-2963-0, S. 39–42.
  5. a b Cohn, Steve.: Reintroducing macroeconomics : a critical approach. Routledge, Abingdon, Oxon 2015, ISBN 978-1-315-70122-6, S. 111.
  6. Skidelsky, Robert, 1939-: Keynes : the return of the master. 1st ed Auflage. PublicAffairs, New York 2010, ISBN 978-1-61039-003-3.
  7. Krugman, Paul R.,: Peddling prosperity : economic sense and nonsense in the age of diminished expectations. New York, ISBN 0-393-03602-2, S. 43.
  8. Milton Friedman: The Role of Monetary Policy. In: The American Economic Review. Band 58, Nr. 1, 1968, ISSN 0002-8282, S. 1–17, JSTOR:1831652.
  9. Robert L. Hetzel: The Contributions of Milton Friedman to Economics. ID 2186647. Social Science Research Network, Rochester, NY 2007 (ssrn.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).
  10. Friedman Milton, D. Bordo Michael: The Optimum Quantity of Money. In: The Optimum Quantity of Money. 1. Auflage. Routledge, 2017, ISBN 978-1-315-13360-7, S. 1–50, doi:10.4324/97813151336071 (taylorfrancis.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).
  11. a b Jordi Galí: The State of New Keynesian Economics: A Partial Assessment. In: Journal of Economic Perspectives. Band 32, Nr. 3, 1. August 2018, ISSN 0895-3309, S. 87–112, doi:10.1257/jep.32.3.87 (crei.cat [PDF; abgerufen am 19. August 2022]).
  12. Valerie A. Ramey: Ten Years After the Financial Crisis: What Have We Learned from the Renaissance in Fiscal Research? In: The Journal of Economic Perspectives. Band 33, Nr. 2, 2019, ISSN 0895-3309, S. 89–114.
  13. Robert B. Reich: Economist JOHN MAYNARD KEYNES. In: Time. 29. März 1999, ISSN 0040-781X (time.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).
  14. Toothless truth tellers. In: The Economist. 11. Mai 2013, ISSN 0013-0613 (economist.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).

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