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Kabbala

Mann, der einen Baum mit den zehn Sephiroth hält – Abbildung aus dem Buch Portae Lucis (‚Die Pforten des Lichts‘) von Johannes Reuchlin (lateinische Übersetzung des Werkes Scha’arej ora von Josef ben Abraham Gikatilla (1248–1305) durch Paul Riccius (Augsburg, 1516))
Der geographische Raum, in dem die bedeutenden kabbalistischen Texte im Hochmittelalter, dem 13. Jahrhundert entstanden: Okzitanien mit dem Languedoc und Katalonien
Kabbalistisches Gebetbuch aus Italien, 1803, Jüdisches Museum der Schweiz

Die Kabbala (auch Kabbalah, hebräisch קַבָּלָה Qabbaláh), übersetzt „das Überlieferte“, ist in ihrem klassischen Verständnis eine kulturelle Ausdrucksform der mystischen Tradition des Judentums[1] und bezeichnet sowohl bestimmte („kabbalistische“) überlieferte Lehren als auch bestimmte überlieferte Schriften.[2] Sie steht in einer jahrhundertelangen mündlichen Überlieferung, deren Wurzeln sich in der Tora bzw. im Tanach, der Heiligen Schrift der jüdischen Religion, aber auch der frühen rabbinischen Literatur finden. Unabhängig von vielfältigen früheren Einflüssen entstand die klassische Kabbala Anfang des 13. Jahrhunderts in dem geographischen Raum Languedoc und Nordspanien.

Der entscheidende Autor für die ihm nachfolgenden Schriften wird in Isaak dem Blinden (1160–1235) aus Narbonne gesehen. Dessen Schüler brachten seine Lehren nach Girona, wo bald ein kabbalistischer Zirkel entstand.[3] Abraham ben Isaak von Narbonne, dessen Schwiegersohn Abraham ben David aus Posquières und die beiden Söhne des Abraham ben Isaaks aus Narbonne, der besagte Jitzchak Saggi Nahor (‚Der Blinde‘) und sein Bruder David Saggi Nahor, waren aber letztlich allesamt Vorläufer und maßgeblich für das Entstehen der Kabbala verantwortlich.[4]

Das erste wichtige Werk, war das pseudepigraphisch verfasste Sēfer ha-Bahir aus dem 12. Jahrhundert in Südfrankreich, es folgten als weitere „literarische Meilensteine“ das Sēfer ha-Sōhar, das im 13. Jahrhundert auftauchte und dann in der „goldenen Ära von Safed“, im 15. und 16. Jahrhundert mit den dort entstandenen Texten, die das Zentrum der lurianischen Kabbala bildeten.[5]

Viele Kabbalisten, insbesondere in den frühen Jahrhunderten ihrer Entwicklung, waren tief im Talmudstudium verwurzelt.[6]

  1. Helmut Werner: Die Kabbala. Eine Textauswahl mit Einleitung, Bibliografie und Lexikon. Komet, Köln 2009, ISBN 3-89836-165-9, S. 9
  2. Alfred Lehmann: Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart. (2. Auflage 1908; 4. Auflage 1969) 5., unveränderte deutsche Auflage (Nach der 2., umgearbeiteten dänischen Auflage übersetzt und nach dem Tode des Verfassers bis in die Neuzeit ergänzt von Dominikus Peters I.) Aalen 1985; Neudruck Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0698-2, S. 164.
  3. Joseph Dan: The Early Kabbalah. Paulist Press, New York City 1986, ISBN 978-0-8091-0373-7, Textauszug [1]
  4. Karl Erich Grözinger: Jüdisches Denken. Band 2: Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus. Campus, Frankfurt am Main / New York 2005, ISBN 978-3-593-37513-7, S. 211
  5. Joseph Dan: Die Kabbala: Eine kleine Einführung. (= Reclams Universal-Bibliothek 18946), Reclam, Stuttgart 2. Auflage 2012, ISBN 978-3-15-018946-7, S. 160
  6. Martin Goodman: Die Geschichte des Judentums. Glaube, Kult, Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-96469-1, S. 463

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