Die sogenannte Liebmann-Aufzeichnung ist die stichpunktartige Zusammenfassung einer zweieinhalbstündigen Rede,[1] die Adolf Hitler am 3. Februar 1933 vor den höchsten Vertretern der Reichswehr hielt. Dieselbe Rede fasst auch das unabhängig von der Liebmann-Aufzeichnung entstandene Mellenthin-Diktat und die Abschrift des kommunistischen Nachrichtendienstes zusammen.
Der Name der Aufzeichnung geht auf den Generalleutnant Curt Liebmann zurück, der über zahlreiche Befehlshaberbesprechungen „während der Besprechungen selbst bzw. unmittelbar danach“[2] Notizen anfertigte. Durch die Aufzeichnung vom 3. Februar 1933 wurden, ähnlich wie im Falle der Hoßbach-Niederschrift aus dem Jahr 1937, Äußerungen Hitlers überliefert, die „in erstaunlich ungeschminkter Weise […] seine weitgesteckten, ideologisch begründeten, politisch ungeheuerlichen und zugleich verbrecherischen Ziele“[3] offenbarten. Erstmals in seiner Funktion als Reichskanzler verkündete Hitler am 3. Februar 1933 sein Expansionsprogramm zur Gewinnung von so genanntem Lebensraum im Osten.
Der Inhalt von Hitlers Rede war bis zur Veröffentlichung der Liebmann-Aufzeichnung 1954 nicht öffentlich. Seitdem wurden Liebmanns Notizen in der zeithistorischen Forschung vielfach diskutiert. Dabei „galt das Interesse der Reaktion und dem Kalkül der beteiligten Generale; oder es ging um die Authentizität, die Motivationsstruktur Hitlers und die Wertung der Rede im Kontext seiner Politik“.[3] Während letztere Frage bis heute umstritten ist, herrscht im ersteren Punkt weitgehende Einigkeit über die Bedeutung der Rede als Grundlage der Allianz zwischen Hitler und der Reichswehr-Führung um den neuernannten Reichswehrminister Werner von Blomberg und den Chef des Ministeramtes Walter von Reichenau.[3]