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Martin Heidegger und der Nationalsozialismus

Das Verhältnis des deutschen Philosophen Martin Heidegger zum Nationalsozialismus (auch: Fall Heidegger) ist mit dem Beginn der 1930er Jahre nachweisbar und wurde bereits Mitte 1933 auch außerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen zum Gegenstand der internationalen Kritik.

In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass sich Martin Heidegger im „Dritten Reich“ mit Begeisterung für das engagierte, was er die „nationalsozialistische Revolution“ nannte. 1930 begann er, den Völkischen Beobachter zu lesen. 1932 wählte er die NSDAP. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wollte er an der Umgestaltung der Gesellschaft mitwirken, besonders durch die Einführung des Führerprinzips an den Universitäten. Am 21. April 1933 wurde er von seinen Kollegen zum Rektor der Universität Freiburg gewählt und trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei, die seinen Beitritt öffentlich feierte und der er bis zum Ende der NS-Herrschaft angehörte.

Bei allen Bekenntnissen Heideggers zum Nationalsozialismus war sein Verhalten ambivalent. So bemühte er sich als Rektor in mehreren Fällen, das Schicksal jüdischer Hochschulangehöriger im Rahmen des Möglichen zu lindern. Andererseits denunzierte er einen jüdischen und einen nicht-jüdischen Kollegen. In politischen Reden, viele davon vor Studenten gehalten, huldigte er Adolf Hitler, der für ihn damals nahezu messianische Züge bekam. Anlässlich der Kundgebung des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) am 11. November 1933 in Leipzig hielt er vor tausenden von Zuhörern eine der konstituierenden Reden zum Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Am 1. Dezember 1933 trat Heidegger auch dem NSLB bei. 1934 legte er sein Amt als Rektor vorzeitig nieder, trat aber weiter für Hitler und den Nationalsozialismus ein, insbesondere mit der im Völkischen Beobachter veröffentlichten Erklärung der Deutschen Wissenschaftler hinter Adolf Hitler und durch seine Mitgliedschaft in dem von Hans Frank gegründeten Ausschuss für Rechtsphilosophie, in dem er mindestens bis 1936 tätig war. Heideggers „Ernüchterung“ bezüglich der Nationalsozialisten fand 1938 eine erste zeitgenössisch dokumentierte Resonanz – vom exilierten Bruno Altmann. Trotz der konstatierten Ernüchterung hielt Heidegger weiterhin Vorlesungen und verfasste Schriften, die in der Kontroverse nach 1945 relevant wurden. Einige dieser Texte gehören zu dem Bestand, der gemäß seinem Willen erst als Nachlass in der Gesamtausgabe sukzessive veröffentlicht wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bis zu seiner Emeritierung 1951 ein Lehrverbot über Heidegger verhängt. Die wenigen Stellungnahmen, die es von ihm nach dem Bereinigungsverfahren zur NS-Zeit gab, bestimmte er zur postumen Publikation.

Die Heidegger-Forschung konzentriert sich heute zunehmend auf die Frage, ob und inwiefern sich die nationalsozialistische Ideologie auch in seinen philosophischen Gedanken nachweisen lässt. Dabei wird seit dem Beginn der Veröffentlichung der Schwarzen Hefte im Jahr 2014 vorzugsweise der Aspekt des Antisemitismus erörtert. Die These einer Teilhabe an den NS-Verbrechen wurde 2017 und 2018 international in der Debatte über Martin Heidegger und Fake News diskutiert.

Martin Heidegger (1960)
Personalbogen (1935)

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