Das Merkelzell-Polyomavirus (MCPyV oder MCV, auch Humanes Polyomavirus 5, HPyV-5; Spezies Alphapolyomavirus quintihominis ) wurde im Januar 2008 entdeckt.[2] MCPyV ist eines von sieben beim Menschen bekannten Onkoviren. Es soll die Mehrzahl aller Fälle von Merkelzellkarzinomen verursachen, einer seltenen, aber aggressiven Hautkrebsform. Bei ca. 80 % der Merkelzellkarzinome (MCC) wurden Infektionen mit MCPyV gefunden. Antikörper gegen das MCPyV (die einen Kontakt mit dem Virus anzeigen) können bei gesunden Personen je nach Altersgruppe bei bis zu 80 % der Probanden nachgewiesen werden, wobei diese Seroprävalenz bei Kindern unter 15 Jahren bereits 50 % beträgt.[3][4] Da es auch in Bronchialsekreten gefunden wurde, ist eine Übertragung über die Atemwege anzunehmen.[5][6] Diese Isolate bei gesunden Virusträgern entsprechen dem nichtmutierten Wildtyp. Die meisten aus MCC-Tumoren isolierten Virusgenome unterliegen allerdings mindestens zwei Mutationen, die sie nichtübertragbar machen: Erstens ist das Virus klonal in das Wirtsgenom integriert, und zweitens ist das virale T-Antigen durch eine Mutation verkürzt, sodass es die zur Vermehrung des viralen Genoms notwendige zelluläre DNA-Replikation nicht mehr anstoßen kann.[7]
Dass MCPyV die Ursache der damit infizierten MCC-Tumoren ist, wurde in Studien durch Hemmung der Virus-Onkoproteine belegt. Wenn man diese Virusproteine unterdrückt, sterben die Zellen von MCPyV-positiven Merkelzellkarzinomen ab, im Gegensatz zu den Zellen aus Tumoren, die das Virus nicht tragen.[8] Die viruspositiven Tumorzellen sind also auf MCPyV angewiesen.
MCPyV wird vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) der Spezies Human polyomavirus 5 untergeordnet.[9]
- ↑ a b c d e ICTV: ICTV Taxonomy history: Human polyomavirus 1, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
- ↑ H. Feng, M. Shuda, Y. Chang, P. S. Moore: Clonal Integration of a Polyomavirus in Human Merkel Cell Carcinoma. In: Science. 319. Jahrgang, Nr. 5866, 2008, S. 1096–1100, doi:10.1126/science.1152586, PMID 18202256, PMC 2740911 (freier Volltext). Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
- ↑ Jaime M. Kean, Suchitra Rao, Michael Wang, Robert L. Garcea, Walter J. Atwood: Seroepidemiology of Human Polyomaviruses. In: PLoS Pathogens. 5. Jahrgang, Nr. 3, 2009, S. e1000363, doi:10.1371/journal.ppat.1000363, PMID 19325891, PMC 2655709 (freier Volltext). Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
- ↑ Yanis L. Tolstov, Diana V. Pastrana, Huichen Feng, Jürgen C. Becker, Frank J. Jenkins, Stergios Moschos, Yuan Chang, Christopher B. Buck: Human Merkel cell polyomavirus infection II. MCV is a common human infection that can be detected by conformational capsid epitope immunoassays. In: International Journal of Cancer. 125. Jahrgang, Nr. 6, 2009, S. 1250–1256, doi:10.1002/ijc.24509, PMID 19499548, PMC 2747737 (freier Volltext). Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
- ↑ cdc.gov
- ↑ cdc.gov
- ↑ M. Shuda, H. Feng, H. J. Kwun, S. T. Rosen, O. Gjoerup, P. S. Moore, Y. Chang: T antigen mutations are a human tumor-specific signature for Merkel cell polyomavirus. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 105. Jahrgang, Nr. 42, 2008, S. 16272–7, doi:10.1073/pnas.0806526105, PMID 18812503, PMC 2551627 (freier Volltext). Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
- ↑ jvi.asm.org
- ↑ ICTV: Polyomaviridae, ICTV Report, Juni 2017, Revision vom Juli 2018.