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Missionsreisen des Paulus

Als Missionsreisen des Paulus werden die im Buch der Apostelgeschichte (Bibel, Neues Testament) beschriebenen, ausgedehnten Reisen des Paulus von Tarsus bezeichnet. Diese Reisen fanden in den Jahren 47 n. Chr. bis 56 n. Chr.[1][2] statt und führten hauptsächlich durch Gebiete, die heute in der Türkei und in Griechenland liegen.

Gemäß Apg 9,15  wurde Paulus von Jesus Christus auserwählt, seinen Namen in den Nationen der Nichtjuden bekanntzumachen. Die Ausführungen von Paulus in seinen späteren Briefen (beispielsweise Gal 1,15,16  oder 1 Tim 2,7 ) zeigen, dass er sich mit dieser Aufgabe identifizierte und mit den Missionsreisen in die Tat umsetzte.

In seinem missionarischen Wirken war Paulus fortwährend von Mitarbeitern begleitet. Ohne die Unterstützung anderer Menschen hätte sein Handeln nicht dauerhaften Erfolg erbringen können. Er war zeitlebens in die verschiedensten sozialen Netzwerke eingebunden. Etwa fünfzig Menschen, die namentlich in den paulinischen Briefen und der lukanischen Apostelgeschichte erwähnt sind, können als direkte Mitarbeiter bezeichnet werden.[3] Zu nennen sind unter anderem folgende Frauen und Männer: Barnabas, Junia, Phoibe, Lydia, Silas und Timotheus. Unter den selbständig, aber in Zusammenarbeit mit Paulus Arbeitetenden können Priszilla und Aquila genannt werden.

Während der römischen Kaiserzeit war der Zeitraum von 30 n. Chr. bis 130 n. Chr. im Römischen Reich eine Epoche des inneren Friedens und der relativen Sicherheit (Pax Romana) sowie der stabilen wirtschaftlichen Verhältnisse. Paulus und seine Mitarbeiter profitierten beim Reisen von der gut ausgebauten Infrastruktur im Imperium Romanum, seinem Straßennetz von etwa 300.000 Kilometern, davon zirka 80.000 Kilometer gut ausgebaute Römerstraßen; bei der Lehrtätigkeit war die geringe Zahl und weite Verbreitung der Verkehrssprachen wie Latein und Griechisch (Koine) von Vorteil.[4]

Das Imperium Romanum während der Herrscherzeit des Claudius von 41 n. Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 54 n. Chr.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Ausbreitung des christlichen Glaubens war die Existenz der jüdischen Diasporagemeinden. Aber auch die religiöse Vielfalt und Toleranz im römischen Reich in dieser Epoche wirkte sich begünstigend auf die Verbreitung christlicher Inhalte aus.

Hock (1980)[5] rekonstruierte aus den Daten der paulinischen Reisenotizen in der Apostelgeschichte, dass Paulus während seinem missionarischen Wirken fast 16.000 Kilometer auf Straßen, Wegen etc. zurückgelegt haben muss, auf denen er römischen Regierungsbeamten, Händlern, Pilgern, Kranken, Boten, entlaufenen Sklaven, Flüchtlingen, Gefangenen, Athleten, Handwerkern, Studenten u. a. m. begegnete.[6]

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  3. Oda Wischmeyer (Hrsg.): Paulus. Leben-Umwelt-Werk-Briefe. UTB 2767, A. Fracke, Tübingen 2012, ISBN 978-3-8252-3601-4, S. 120 f.
  4. Udo Schnelle: Die ersten 100 Jahre des Christentums: 30–130 n.Chr. UTB 2015, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8252-4606-8, S. 154 f.
  5. Ronald F. Hock: The Social Context of Paul’s Ministry: Tentmaking and Apostleship. Philadelphia 1980, S. 27
  6. zitiert aus Wayne A. Meeks: Urchristentum und Stadtkultur. Die soziale Welt der paulinischen Gemeinden. Chr. Kaiser, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1993, ISBN 3-579-01824-8, S. 38–39

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