Als englisch National Historic Event (deutsch „Nationales historisches Ereignis“) bzw. wegen der staatlichen kanadischen Zweisprachigkeit gleichberechtigt auch französisch Événements d’importance historique nationale (deutsch „Ereignisse von nationaler historischer Bedeutung“) werden in Kanada rund 500 Ereignisse ausgewiesen, die von nationaler historischer Bedeutung sind.[1] Ausgezeichnet wird damit ein Ereignis, das eine „entscheidende Handlung, Episode, Bewegung oder Erfahrung in der kanadischen Geschichte darstellt.“[2] Das Ereignis soll dabei mindestens 40 Jahre zurückliegen. Im Dezember 2022 listete die entsprechende Datenbank die Eintrage für rund 500 Ereignisse.
Die entsprechenden Ereignisse werden vom Historic Sites and Monuments Board of Canada/Commission des lieux et monuments historiques du Canada (HSMBC) geprüft und dann dem zuständigen Bundesminister (aktuell dem Umweltminister) zur Auswahl vorgeschlagen. Rechtsgrundlage ist der „Historic Sites and Monuments Act“ (R.S.C., 1985, c. H-4).[3] Bei der Auswahl und Würdigung geht es jedoch nicht nur um positive Aspekte der Geschichte.[4] Da sich die Perspektiven und Interpretationen der Gesellschaft zur kanadischen Geschichte im Laufe des letzten Jahrhunderts stark verändert haben, befanden sich im Januar 2023 68 Ereignisse in der Überprüfung (Einträge mit dem Zusatz „This designation has been identified for review“).[5] Grundlage einer Überprüfung ist ein von HSMBC erstelltes Dokument und wesentlich dabei die Betrachtung der Beziehung Kanadas zu den indigenen Völkern sowie das Engagement der Bundesregierung für die Wahrheitsfindung und Versöhnung.[6] Überwiegend sind die Ereignisse dabei wegen „Colonial assumptions“ (Würdigungen im Zusammenhang mit kolonialen und religiösen Führern und ihren Handlungen sowie mit Siedlungs- und Nationenbildung aus einer allzu europäischen Perspektive) oder wegen „Controversial beliefs and behaviours“ (Würdigungen, insbesondere von Personen, die mit Ansichten, Handlungen und Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, die von der heutigen Gesellschaft negativ beurteilt werden) in Überprüfung. Der Gedenkansatz beinhaltet auch die Anerkennung tragischer, kontroverser und beschämender Dimensionen der kanadischen Geschichte, wie beispielsweise der Komagata-Maru-Vorfall von 1914, die Internierung japanischstämmiger Kanadier während des Zweiten Weltkrieges oder die Halifax-Explosion.
Als erstes Ereignis wurde am 16. Mai 1918 das Gefecht am Petitcodiac vom 4. September 1755 bei Hillsborough am Petitcodiac während des Siebenjährigen Kriegs in Nordamerika als „nationales historisches Ereignis“ ausgewiesen.[7]
Die Abgrenzung zwischen einem historischen Ereignis und einer historischen Stätte ist dabei nicht immer unmittelbar nachvollziehbar. So ist der Wellandkanal ein nationales historisches Ereignis und der Rideau Canal ist eine nationale historische Stätte.[8][9] Die Besitznahme des Nordufers des Eriesees für Frankreich durch zwei Sulpizianerpriester wurde nicht als Event geehrt, sondern die Stelle bei Port Dover in Ontario („Cliff Site National Historic Site of Canada“) als historische Stätte.
Neben den historischen Ereignissen werden auch historische Stätten (National Historic Site of Canada) und Personen (Persons of National Historic Significance) als von nationaler Bedeutung ausgewiesen.[10]