Der Neorealismus ist eine einflussreiche politikwissenschaftliche Theorie der Internationalen Beziehungen. Gemäß dieser Theorie sind die internationalen Beziehungen[1] durch die absolute Dominanz von Sicherheitsinteressen der Staaten, deren Selbsterhaltungstrieb und ihrer Verweigerung von Kooperation geprägt. Da es keine übergeordnete Instanz gibt, wie etwa eine Weltregierung, die für alle Staaten gültige Regeln und Normen setzt, besteht eine ständige Unsicherheit über die Intentionen der Nachbarn, weshalb die Staaten stets auf den schlimmsten Konfliktfall (Krieg) vorbereitet sein müssen.[2]
Mit diesen Annahmen steht der Neorealismus in der Tradition des Klassischen Realismus. In diesem werden jedoch Kriege anthropologisch mit der Natur des Menschen begründet, im Mittelpunkt steht das menschliche und staatliche Streben nach Macht. Zentrales Motiv in der neorealistischen Deutung ist dagegen das Überleben.
Ein weiterer Unterschied zum Klassischen Realismus besteht darin, dass der Neorealismus sich als systemische Theorie internationaler Politik versteht, während die Vorgängertheorie die Außenpolitik von Staaten summierte und auswertete. Diese Methode schließt der Neorealismus aus (Reduktionismus-Verbot). Er schließt in seinen Analysen umgekehrt von der Struktur des internationalen Systems auf das Verhalten von Staaten und wird daher auch als Struktureller Realismus bezeichnet.
Hauptvertreter des Neorealismus[3] ist Kenneth Waltz, der 1979 mit seinem Buch Theory of International Politics die Grundlagen schuf.