Das Neunerlei ist ein alter Weihnachtsbrauch, der im Erzgebirge sowie teilweise auch im Vogtland und im Egerland am Heiligabend gepflegt wird. Kern des Neunerlei (mundartlich Neinerlaa) ist ein Weihnachtsessen aus neun Gerichten (oder deren Bestandteilen), die stark variieren können. Der Lehrer und Schriftsteller Karl Sewart führt die Anzahl der Gerichte auf die christliche Religion zurück: „Die Neun steht als Dreimaldrei in engem Zusammenhang zur christlichen Dreifaltigkeit Gottes. Sie ist die Zahl der Engelschöre. Durch neun Planetensphären gelangt man zum Ort der Erlösten, der Himmelsweg der Seele erfolgt über neun Stufen der Erlösung. Die Quadratzahl der Neun, die 81, ist die Zahl der Ewigkeit.“[1]
Das Neunerlei wird bereits 1799 im Ur-Heilig-Obnd-Lied besungen („M’r ham aah Neinerlaa gekocht, aah Worscht un Sauerkraut…“). Max Schreyer wird die 1896 entstandene Strophe „Mir habn heit Kließ un Sauerkraut un Sellerisolat. De Klaane ißt de Kließ net gern, die kriegt e Rauche Mad.“ zugeschrieben.[2] Ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammen Berichte aus Franken, die darauf hinweisen, dass die Zusammenstellung von neun verschiedenen Speisen zu einem Gericht nicht auf das Erzgebirge beschränkt war.[3][4] Selbst für das polnische Weihnachtsessen Wigilia, das seit Mitte des 20. Jahrhunderts meist aus zwölf Gerichten besteht, sind auch Rezepte mit neun Gerichten bekannt. Die genaue Anzahl legte vor dem 19. Jahrhundert, also auch vor der ersten Überlieferung des Neunerleis, meist jeder Haushalt für sich selbst fest – nicht zuletzt in Abhängigkeit von der eigenen ökonomischen Situation.[5] Die Tradition des polnischen Weihnachtsessens lässt sich mindestens bis zur Herrschaft Johann III. Sobieskis, also ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.[6]