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Rodolfo Graziani

Rodolfo Graziani 1940.

Rodolfo Graziani, Markgraf von Neghelli (* 11. August 1882 in Filettino, Provinz Frosinone; † 11. Januar 1955 in Rom) war ein italienischer Marschall, faschistischer Politiker und Publizist. Als fähigster und zugleich berüchtigtster Kolonialoffizier des faschistischen Italien steht sein Name symbolisch für die schwersten Kriegsverbrechen des Mussolini-Regimes auf dem afrikanischen Kontinent.

Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen in Mittelitalien stammend, stieg Graziani während des Ersten Weltkriegs zum jüngsten Oberst des königlich-italienischen Heeres auf. Als erfolgreicher Truppenführer profilierte er sich danach auch in Italiens kolonialen Eroberungs- und Vernichtungskriegen in Libyen (1922–1932) und Äthiopien (1935–1937). Er wurde zum General und schließlich zum Marschall befördert und galt als eine Ikone des faschistischen Regimes. Bei den unterworfenen Völkern Nord- und Ostafrikas hingegen erwarb sich Graziani aufgrund seiner rücksichtslosen Brutalität einen Ruf als „Schlächter“, der an führender Stelle verantwortlich war für Massaker, Giftgaseinsätze, Todesmärsche, Deportationen, Konzentrationslager und Völkermord. Während des Zweiten Weltkrieges befehligte er 1940/41 den italienischen Angriff auf Ägypten, der jedoch desaströs scheiterte und ihn bei der Führung in Rom in Ungnade fallen ließ.

Als einziger italienischer Marschall kollaborierte Graziani auch nach Mussolinis Sturz weiter mit dem „Dritten Reich“. Er schloss sich der faschistischen Italienischen Sozialrepublik (RSI) an und war von September 1943 bis April 1945 deren Kriegsminister. Als solcher mobilisierte er italienische Soldaten und ließ Kriegsdienstverweigerer hinrichten. Nach der deutsch-italienischen Kapitulation in Norditalien im April 1945 war er zunächst US-amerikanischer Kriegsgefangener, wobei sowohl das Kaiserreich Äthiopien als auch das Königreich Libyen seine Auslieferung forderten. Jedoch wurde Graziani niemals für in Afrika stattgefundene Kriegsverbrechen belangt, obwohl ihn auch die United Nations War Crimes Commission als einen der größten italienischen Kriegsverbrecher listete. Für seine Kollaboration mit dem NS-Regime wurde Graziani schließlich 1950 zu 19 Jahren Haft verurteilt, allerdings nach vier Monaten begnadigt.

Nach seiner Freilassung wurde er Ehrenpräsident der neofaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano. In Italiens rechtsextremer Szene wird Graziani bis in die Gegenwart verehrt. Im Jahr 2012 sorgte die mit öffentlichen Geldern finanzierte Errichtung eines Graziani-Mausoleums in der Stadt Affile für einen internationalen Skandal.


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