Der Zweite Weltkrieg war der erste Krieg in der Geschichte der Menschheit, in dem mittels Rundfunkpropaganda große Teile der Bevölkerung eines feindlichen oder neutralen Staates unmittelbar und fast ohne Interventionsmöglichkeit der anderen Regierung mit Informationen über Kriegsverlauf, politische Absichtserklärungen und Ankündigungen künftiger Sanktionen gegen Kriegsverbrecher beeinflusst wurden. Die Sanktionen gegen das Mithören sogenannter Feindsender waren sehr unterschiedlich: In Großbritannien blieb z. B. das Mithören dieser Sender ohne rechtliche Folgen. Im NS-Staat, wo seitens der Machthaber dafür die Bezeichnung Rundfunkverbrechen eingeführt worden war, musste man empfindliche Zuchthausstrafen fürchten. Nicht wenige Deutsche bezahlten die (mündliche oder schriftliche) Weiterverbreitung von solchen Feindstaaten-Meldungen ab 1941 mit ihrem Leben.[1]
Die NS-Propaganda benutzte als erste den Rundfunk als Waffe im propagandistischen Kampf. Propagandaminister Joseph Goebbels hielt schon 1933 den Rundfunk für das modernste Massenbeeinflussungsmittel, das es gab.[1] Bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn wurden täglich 113 deutsche Sendungen in 15 Fremdsprachen ausgestrahlt. Großbritannien wurde wichtigstes Ziel der deutschen Auslandsrundfunkpropaganda mit täglich 20 englischsprachigen Sendungen.[2] Andererseits wurde 1940 der deutschsprachige Dienst der BBC zur wichtigsten Informationsquelle für diejenigen Deutschen, die dem Einheitsprogramm des notorischen Lügners Goebbels nicht trauten und den Mut aufbrachten, sogenannte „Feindsender“ zu hören.[3]