Die Sapir-Whorf-Hypothese ist eine Annahme aus der Sprachwissenschaft (Linguistik), der zufolge die Sprache das Denken beeinflusst. Sie wurde postum abgeleitet aus Schriften von Benjamin Lee Whorf (1897–1941), der sich wiederum auf seinen Lehrer Edward Sapir (1884–1939) berief. Den Ausdruck „Sapir-Whorf-Hypothese“ führte 1954 der Sprachwissenschaftler und Anthropologe Harry Hoijer (1904–1976) ein.[1] Den Gedanken Sapirs zufolge dient Sprache als „guide to social reality“[2]. Unsere Eindrücke und Erfahrungen mit der Umwelt lassen sich unterschiedlich ausdrücken, so dass die Versprachlichung der Konzepte relativiert wird. Die Hypothese versucht eine Antwort auf die Frage zu finden, ob und wie eine bestimmte Sprache mit ihren grammatikalischen und lexikalischen Strukturen die Welterfahrung der betreffenden Sprachgemeinschaft beeinflusst.
Im 19. Jahrhundert entwickelte Wilhelm von Humboldt in einem Vorwort zu einer typologischen Untersuchung über die Kawi-Sprachen den Begriff Innere Sprachform,[3] der oft in Richtung Linguistische Relativität interpretiert wird.[4] Dieses Konzept eines sprachlichen Weltbildes wurde später wieder von Leo Weisgerber vertreten. Benjamin Whorfs Konzepte sind denen Humboldts ähnlich, es ist allerdings nicht klar, ob ihm Humboldts Werk bekannt war.[5][6][7][8] Auch in den Schriften von Gottlob Frege und Ludwig Wittgenstein finden sich bereits ähnliche Vorstellungen.