Schiffe der Antike dienten wie zu allen Zeiten dem Transport von Wirtschaftsgütern, der Beförderung von Personen und dem Austausch von Ideen und Wissen. Schon frühzeitig war die Seefahrt auch ein Mittel der machtpolitischen Expansion; Kolonisation leitete die Entdeckung fremder Gestade ein und ermöglichte die Gründung von Kolonien. Gerade das Mittelmeer wurde wegen seiner geographisch zentralen Lage und zahlreicher für eine Ansiedlung geeigneter Küstenplätze mit fruchtbarem Hinterland seit alters her auch für den Handel und Verkehr über See genutzt. Die allmähliche Ausweitung der Migration vom östlichen zum westlichen Mittelmeer war denn auch ein weiterer Anstoß für die Entwicklung der Schifffahrt und hatte ausschlaggebenden Einfluss auf die vorderasiatisch-europäische Entwicklung bis zur Neuzeit. Schiffe sind daher ein wichtiger Teil der Technik in der Antike.
Handel und Expansion führten zwangsläufig zu rivalisierenden Handels- und machtpolitischen Interessen. Die Geschichte der Antike ist Zeuge zahlreicher Versuche, das Mittelmeer wirtschaftlich und politisch und somit militärisch zu beherrschen. Es kam bereits im 14. Jh. v. Chr. zu Piraterie von Einzelpersonen und Staaten, die eine Art von Seekrieg zur persönlichen oder auch staatlichen Bereicherung führten. Flotten von Piratenschiffen blockierten Häfen, überfielen das umliegende Land und kaperten Handelsschiffe. Zur Abwehr dieser Bedrohungen und zur Durchsetzung Handels- und machtpolitischer Interessen dienten Kriegsschiffe. Der Schutz eigener Handelsflotten lag von früh an im Interesse der Seehandel treibenden Staaten.
Dieser Artikel befasst sich mit dem Zeitraum von ca. 1200 v. Chr. bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian I. im Jahre 565 n. Chr. Die regionalen Schwerpunkte der Darstellung ergeben sich aus den Schiffsentwicklungen der führenden Seemächte ihrer Zeit: Die Phönizier, die Griechen, die hellenistischen Diadochenreiche, Karthago sowie das Römische Reich.
Die Beschreibung der Schiffe und ihrer schiffbaulichen Entwicklung ergibt sich aus den vorhandenen und bekannten Quellen. Die dem Thema zugrunde liegende Forschungsliteratur stützt sich auf gesunkene, verschüttete oder gestrandete Schiffs- und Bootsfunde, zudem auf Schiffe, die für den Bau von Häfen und anderen wasserbaulichen Zwecken verwendet und absichtlich versenkt wurden. Die Forschung bedient sich auch der antiken Schiffs- und Bootsdarstellungen in Mosaiken und Wandmalereien, auf Denkmälern, Gräbern und Altären sowie in Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden und auf einer Unzahl von Münzen und Materialien des häuslichen Gebrauchs. Dies schließt zudem zahlreiche schriftliche Zeugnisse und literarische Berichte aus der damaligen Zeit ein. Die Informationsdichte bei Kriegsschiffen ist dabei deutlich höher als bei Handelsschiffen. Dies wird durch die bisherige Entwicklung der Geschichtsschreibung noch verstärkt, die ein deutlich größeres Interesse an Kriegsschiffen zeigte. Es existiert zudem noch ein Paradoxon in der Quellenlage. Einerseits sind zeitgenössische Darstellungen und Beschreibungen von Kriegsschiffen eher vorhanden als von Handelsschiffen, andererseits sind bislang nur sehr wenige Wracks von Kriegsschiffen gefunden worden[1]. Hingegen wurden die Funde zahlreicher Wracks von Handelsschiffen erforscht und publiziert.