Simone Adolphine Weil [3. Februar 1909 in Paris; † 24. August 1943 in Ashford, England) war eine französische Sozialrevolutionärin, Philosophin und Mystikerin.[1] Weil stammte aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie und galt bereits in Kindertagen als Rebellin. Zeit ihres Lebens war sie gesellschaftlich, politisch und sozialpolitisch stark engagiert. Die seit ihrer Jugend in freiwillig gewählter Armut lebende Weil war eine der wenigen Philosophinnen, die versucht haben, die Arbeiterklasse durch die konkrete Erfahrung der Arbeit in Industrie und Landwirtschaft zu verstehen.
] (*Nach ihrem Philosophiestudium arbeitete Weil zunächst als Gymnasiallehrerin und wandte sich – ungewöhnlich für linke Intellektuelle des 20. Jahrhunderts – zunehmend der Spiritualität zu. Ihr bisheriges Denken, das durch politisches Engagement als Gewerkschafterin, Marx-Kritikerin und Teilnehmerin am Spanischen Bürgerkrieg, wich einer Orientierung an christlicher Mystik sowie platonischer und buddhistischer Tradition. Die säkular und agnostisch erzogene Weil hingegen leugnete die jüdische Tradition und stand den Lehren des Alten Testaments fremd und ablehnend gegenüber.[2][3][4]
Die von ihr gelebte Einheit von Politik und Religion gab Weil erst kurz vor ihrem Tod auf und verband bis dahin politisches Handeln mit gläubiger Kontemplation. In ihrem letzten Lebensjahr, das sie im Exil verbrachte, wandelte sich ihr sozialer Aktivismus mit zunehmender Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes endgültig in eine spirituelle Wahrnehmung der Welt. Die geistig und körperlich erschöpfte Simone Weil verstarb bereits im Alter von 34 Jahren an Tuberkulose. Ihre wichtigsten Schriften sind Unterdrückung und Freiheit sowie die 1947 posthum veröffentlichte Textsammlung Schwerkraft und Gnade. Über die erst nach ihrem Tod berühmt gewordene Weil wurden seither mehr als 5000 wissenschaftliche Arbeiten, Essays und Thesenpapiere veröffentlicht.[5]
Simone Weil schätzte die antiken griechischen Quellen und betrachtete sie als essenziell für ihr Denken. Sie liebte die Meisterwerke der griechischen Philosophie und Dichtung. Von ihr stammt der Begriff der „décréation“, der „völligen Entäußerung des Menschen vor Gott“. Weil unterscheidet zwischen Schwerkraft und Gnade als den beiden Polen der menschlichen Existenz, wobei die Schwerkraft für die materielle Gebundenheit und die natürlichen Gesetze steht. Die Gnade steht für die göttliche Befreiung und symbolisiert eine aufwärts gerichtete Bewegung. Sie verstand das Leben als Suche nach dem Absoluten. Für Weil ist die Aufmerksamkeit (Attention) eine zentrale Haltung. Sie beschreibt Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit als eine Art geistige Leere, die es ermöglicht, offen und empfänglich für die Wirklichkeit zu sein. Weil versteht Erkenntnis als einen stufenweisen Aufstieg, bei dem die Welt wie ein göttliches Buch gelesen wird. Sie betrachtet ebenfalls die Lektüre (lecture) eine Form der Achtsamkeit, die über das bloße Lesen hinausgeht.