Somatiker nennt man die Vertreter des verallgemeinernden theoretischen Ansatzes, dass psychische Krankheit stets eine somatische Krankheit darstellt. Der Begriff ist abgeleitet von altgriechisch Soma (σῶμα) = Körper. Diese Auffassung stellt die medizinhistorische Gegenposition zur Auffassung der Psychiker dar, wonach psychische Krankheit als Ausdruck einer Erkrankung der Seele bzw. des Geists anzusehen ist. Gemäß den Vorstellungen der Somatiker kann die Seele nicht erkranken, da sie göttlich sei.[1] Wilhelm Griesinger (1817–1868) präzisierte den somatischen Standpunkt insoweit, dass es sich bei psychischen Krankheiten um Krankheiten des Gehirns handele.[2] Dabei ist zu bedenken, dass bereits seit der Antike ein Somatismus in Form der Humoral- und Solidarpathologie bestand. Die neuen naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse begünstigten eher die solidarpathologische Denkweise.[3] Im Gegensatz zu den naturphilosophisch orientierten Vertretern der Medizin, waren die Somatiker häufiger auch praktisch in der Pflege von psychiatrischen Patienten tätig und auch die meisten Anstaltsleiter dieser Zeit (wie Maximilian Jacobi, Carl Friedrich Flemming, Christian Friedrich Wilhelm Roller, Ernst Gottlob Pienitz und Christian Friedrich Nasse) waren Somatiker, so dass sie für die Entwicklung der Psychiatrie von besonderer Bedeutung waren.[4] Die Abkehr der Somatiker von ontologischen und theologischen Vorstellungen und somit die Befreiung der psychisch Kranken etwa von religiöser Schuld förderte die Entwicklung einer psychiatrischen Wissenschaft.[5]
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PSK.<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen KGP.