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Temperaturanomalien im Jahr 2023

Temperaturvergleich mit 1991–2020 nach Copernicus Climate Change Service
Monat Global Europa
Januar +0,25 °C +2,20 °C
Februar +0,29 °C +1,22 °C
März +0,51 °C +0,98 °C
April +0,32 °C +0,23 °C
Mai +0,40 °C +0,28 °C
Juni +0,53 °C +0,74 °C
Juli +0,72 °C +0,38 °C
August +0,71 °C +1,36 °C
September +0,93 °C +2,51 °C
Oktober +0,85 °C +1,30 °C
November +0,85 °C +0,48 °C
Dezember +0,85 °C +0,97 °C
Jahr 2023 +0,60 °C +1,02 °C
Monatliche Anomalien der globalen Oberflächenlufttemperatur (°C) im Vergleich zu 1991–2020 von Januar 1940 bis Dezember 2023, aufgetragen als Zeitreihen für jedes Jahr
Globale Temperaturanomalien (°C) für das Jahr 2023 nach C3S/ECMWF

Die Temperaturanomalien im Jahr 2023 sind Abweichungen von Temperaturmittelwerten für das Jahr 2023. Als Vergleich dient, wenn nicht anders angegeben, die Normalperiode 1991–2020, die der von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) verwendete Referenzzeitraum ist. Die Abweichungen werden in diesem Artikel nach Zahlen pro Monat zum einen global und zum anderen für Europa betrachtet und beruhen auf den Angaben des Copernicus Climate Change Service (C3S). Darüber hinaus werden einige weitere regionale, monatliche Temperaturanomalien und in den jeweiligen Monat fallende Hitze- und Kältewellen sowie damit zusammenhängende Wetterphänomene und Temperaturrekorde erwähnt.

2023 war nach Angaben des Copernicus Climate Change Service das wärmste Jahr seit 1850. Die globale Jahresmitteltemperatur lag mit 14,98 °C um 0,17 °C über dem bisherigen Temperaturrekord für 2016 und um 0,60 °C über der Normalperiode 1991–2020. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitraum von 1850–1900 war 2023 um 1,48 °C wärmer und darüber hinaus erstmals jeder Tag des Jahres um mindestens 1 °C wärmer als der vorindustrielle Durchschnitt für den jeweiligen Tag.[1] Auch die WMO bestätigte 2023 als wärmstes Jahr mit einer globalen Jahresdurchschnittstemperatur von 1,45 ± 0,12 °C über dem vorindustriellen Niveau.[2][3] Juli und August waren die zwei wärmsten Monate seit Aufzeichnungsbeginn.[4][5] Die WMO kombiniert Daten sechs internationaler meteorologischer Organisationen, darunter NOAA, das Met Office, der Copernicus Climate Change Service des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) und die Japan Meteorological Agency (JMA). Alle sechs Datensätze stuften 2023 als das bisher wärmste Jahr ein.[5] NOAA gab für 2023 einen Wert von 1,35 °C über dem vorindustriellen Niveau an.[6] Die Änderung der Jahrestemperatur von 2022 bis 2023 war laut dem Copernicus Climate Change Service zudem größer als zwischen jeden anderen zwei Folgejahren im ERA5-Datensatz. Europa verzeichnete das zweitwärmste Jahr nach 2020. Die Temperaturen lagen um 1,02 °C über der Normalperiode und um 0,17 °C unter dem Rekordjahr.[1] In Deutschland wurde das wärmste Jahr seit Messbeginn verzeichnet.[7] Es dominierten laut dem Deutschen Wetterdienst jedoch eher feucht-warme Bedingungen mit hohen Niederschlagsmengen, während frühere Rekordjahre oft von Trockenheit und Hitzewellen geprägt waren.[8] In der Schweiz wurde das zweitwärmste Jahr seit Messbeginn 1864 verzeichnet.[9][10] Insgesamt wurde dort an 28 von 87 Messstationen ein neuer Jahreshöchstwert verzeichnet.[11]

Auch die globalen Meeresoberflächentemperaturen erreichten von April bis Dezember jeweils neue Rekordwerte.[1] Der Tagestemperaturrekord von März 2016 wurde im August gebrochen.[12] Es kam zu marinen Hitzewellen im Mittelmeer, dem Golf von Mexiko, der Karibik, dem Indischen Ozean, dem Nordpazifik und großen Teilen des Nordatlantiks.[1] Diese können insbesondere für Korallenriffe verheerend sein.[13] Die hohen Meeresoberflächentemperaturen im Atlantik trugen zudem zu einer überdurchschnittlichen Hurrikansaison bei.[1] Die Meereisausdehnung in der Antarktis war sowohl im Februar zum jährlichen Minimum am Ende des Sommers als auch im September zum jährlichen Maximum am Ende des Winters die niedrigste seit Beginn der Aufzeichnungen.[5]

Neben der menschengemachten globalen Erwärmung war ein im Jahr 2023 wesentlicher, verstärkender Faktor für die hohen Temperaturen das Ende von La Niña Anfang des Jahres und Beginn von El Niño Mitte des Jahres. Das natürlich auftretende Phänomen spiegelt sich deutlich im Temperaturanstieg gegenüber dem Vorjahr wieder.[5] Allerdings hatte das Wetterphänomen, nach einer Studie um Sonia Seneviratne, gerade einmal einen Einfluss von 0,2 °C, also ein eher geringer Anteil im Vergleich zum Menschen.[14] Einen Einfluss hatte möglicherweise auch der Vulkanausbruch des Hunga Tonga im Januar 2022, der große Mengen Wasserdampf in die Atmosphäre brachte.[15][16] Auch Änderungen von Seeschifffahrtsvorschriften im Jahr 2020, die die Menge des in die Atmosphäre emittierten und einen kühlenden Effekt bewirkenden Schwefeldioxids verringerten, spielten eine Rolle.[17][18] Über die Größe des Beitrags zu den Rekordtemperaturen im Jahr 2023 besteht jedoch noch Uneinigkeit und weitere Analysen werden im Laufe des Jahres 2024 erwartet.[19]

Zu den nach der Zuordnungsforschung durch den menschengemachten Klimawandel begünstigten Extremwetter- und Katastrophenereignissen des Jahres zählten unter anderem die verheerendste Waldbrandsaison Kanadas, die Überschwemmungen in Griechenland und Libyen durch Medicane Daniel und eine extreme Hitzewelle in Südamerika und Dürre im Amazonasbecken.[20][21]

Einer Modellierungsstudie zufolge sind im Jahr 2023 mehr als 47.000 Menschen in Europa an den Folgen von Hitze verstorben.[22]

  1. a b c d e Global Climate Highlights 2023. The 2023 Annual Climate Summary. Copernicus Climate Change Service, 9. Januar 2024, abgerufen am 9. Januar 2024.
  2. Climate change indicators reached record levels in 2023: WMO. WMO, 19. März 2024, abgerufen am 19. März 2024 (englisch).
  3. Neuer Höhepunkt - Klimaforscher sehen rot: 1.5-Grad-Marke bedrohlich nahe. In: srf.ch. 19. März 2024, abgerufen am 19. März 2024.
  4. UN-Behörde bestätigt: 2023 war das wärmste Jahr. In: dw.com. 12. Januar 2024, abgerufen am 13. Januar 2024.
  5. a b c d WMO confirms that 2023 smashes global temperature record. World Meteorological Organization, 12. Januar 2024, abgerufen am 26. Januar 2024.
  6. Assessing the Global Climate in 2023. NOAA, 12. Januar 2024, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
  7. 2023 war in Deutschland wärmstes Jahr seit Beginn der Datenerfassung. In: mdr.de. 2. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024.
  8. Deutschlandwetter im Jahr 2023. Deutscher Wetterdienst, 29. Dezember 2023, abgerufen am 6. Januar 2024.
  9. MeteoSchweiz: Klimabulletin Jahr 2023. Zürich 2024 (admin.ch [PDF; 4,0 MB; abgerufen am 7. Februar 2024]).
  10. Weltweit wärmster Dezember und wärmstes Jahr. In: meteoschweiz.admin.ch. 15. Januar 2024, abgerufen am 16. Januar 2024.
  11. Felix Blumer: Wetterrekorde 2023 – Neue lokale Jahreshöchstwerte bei Temperatur und Niederschlag. In: srf.ch. 3. Januar 2024, abgerufen am 3. Januar 2024.
  12. Record high global sea surface temperatures continue in August. Copernicus Climate Change Service, 5. September 2023, abgerufen am 11. Januar 2024 (englisch).
  13. Ove Hoegh-Guldberg et al.: Coral reefs in peril in a record-breaking year. In: Science. Band 382, Nr. 6676, 2023, S. 1238–1240, doi:10.1126/science.adk4532.
  14. 1.5-Grad-Marke auf Knackpunkt - Ist das Pariser Klimaabkommen gescheitert? In: srf.ch. 8. November 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  15. S. Jenkins, C. Smith, M. Allen, R. Grainger: "Tonga eruption increases chance of temporary surface temperature anomaly above 1.5 °C", nature climate change, 12. Januar 2023, doi:10.1038/s41558-022-01568-2. Siehe auch Lars Fischer: Wie ein Vulkan die Erde erwärmt. 30. Mai 2023, abgerufen am 17. Juni 2023.
  16. M. R. Schoeberl, Y. Wang, R. Ueyama, A. Dessler, G. Taha, W. Yu: The Estimated Climate Impact of the Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Eruption Plume. In: Geophysical Research Letters. September 2023, doi:10.1029/2023GL104634 (open access).
  17. Alexandra Witze: Earth boiled in 2023 — will it happen again in 2024? Nature, 12. Januar 2024, abgerufen am 25. Januar 2024.
  18. Tianle Yuan, Hua Song, Lazaros Oreopoulos, Robert Wood, Huisheng Bian, Katherine Breen, Mian Chin, Hongbin Yu, Donifan Barahona, Kerry Meyer & Steven Platnick: Abrupt reduction in shipping emission as an inadvertent geoengineering termination shock produces substantial radiative warming. In: Communications Earth & Environment. Nr. 281, 2024, doi:10.1038/s43247-024-01442-3 (englisch).
  19. Damian Carrington: ‘Termination shock’: cut in ship pollution sparked global heating spurt. The Guardian, 30. Mai 2024, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).
  20. science ORF at/Agenturen red: Wohl wärmstes Jahr seit 125.000 Jahren. 8. November 2023, abgerufen am 8. November 2023.
  21. Year: 2023. World Weather Attribution, abgerufen am 25. Januar 2024 (englisch).
  22. Trotz Anpassung an Hitze - Über 47'000 Hitzetote in Europa im Jahr 2023. In: srf.ch. 12. August 2024, abgerufen am 12. August 2024.

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