Transgeschlechtlichkeit (von lateinisch trans ,hinüber‘ ,jenseits‘; englisch transgender; adjektivisch transgeschlechtlich, kurz trans) oder Transidentität (von lateinisch identitas ,Wesenseinheit‘ ,Identität‘) bezeichnet bei Personen, dass ihre Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem in der Regel anhand äußerer Merkmale vor oder unmittelbar nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.[1][2]
Transgeschlechtlichkeit ist ein Überbegriff für viele Personen, die sich dem queeren bzw. LGBT-Spektrum zuordnen. Sie ist unabhängig von sexueller Orientierung.[3] Zum Überbegriff gehören binäre Transmenschen,[4][5] beispielsweise Transfrauen und Transmänner, genauso wie nichtbinäre Transpersonen[6] und allgemein eine Vielzahl an Personen, die ihre Geschlechtsidentität auf diverse Weise definieren.[7][8] Menschen, die nicht trans sind, werden entsprechend als cisgeschlechtlich oder einfach cis bezeichnet.
Der Grad, zu dem Personen sich mit ihrer äußerlichen Erscheinung wohlfühlen und ihre authentische Identität annehmen, wird auch als Transgender-Kongruenz bezeichnet (englisch transgender congruence).[9] Manche Transpersonen erleben Gender-Dysphorie, leiden also darunter, dass sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Einige von ihnen streben deshalb medizinische Maßnahmen an, etwa Hormonersatztherapie und geschlechtsangleichende Operationen.
Das heutige Verständnis von Transgeschlechtlichkeit ist wenige Jahrzehnte alt, und auch die älteren Konzepte der Transsexualität und des Transvestitismus reichen nur bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. In vielen Gesellschaften wurden Transpersonen von Zeitgenossen aufgrund ihrer Weigerung, in gesellschaftlich vorgeschriebene Geschlechterrollen zu passen, mit Argwohn betrachtet oder für unnatürlich bzw. psychisch krank gehalten.
Magnus Hirschfeld war ab etwa 1910 ein Pionier der Forschung an Transmenschen[10] und deren medizinischer Behandlung, und darauf aufbauend wurde bis in die 1990er-Jahre Transgeschlechtlichkeit besonders unter den medizinischen Aspekten betrachtet.[11] Um die Jahrtausendwende vollzog sich ein Paradigmenwechsel, da Transmenschen anfingen, sich nicht mehr durch das biologische Geschlecht und dessen Veränderungen zu definieren, sondern durch die Geschlechtsidentität und deren Ausdruck. Zur gleichen Zeit, teilweise bereits seit den 1970er-Jahren, verbesserte sich in vielen Ländern die rechtliche und soziale Situation von Transpersonen. Allerdings ist seit 2020 in manchen Regionen wie den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich ein erneutes Aufkommen von Transfeindlichkeit (Transphobie) zu beobachten.[12][13]
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