Das Westgotenreich war das von 418 bis 711 (bzw. 725) bestehende Reich der Westgoten, das seinen Schwerpunkt zunächst in Südwestgallien und später auf der Iberischen Halbinsel hatte.
Für die Zeit von 418 bis 507 spricht man vom Tolosanischen Reich oder Reich von Toulouse, mit der Hauptstadt Tolosa (dem heutigen Toulouse). Nach dem Verlust des größten Teils der südgallischen Gebiete einschließlich der Hauptstadt Tolosa durch die Niederlage gegen die Franken in der Schlacht von Vouillé (507) verlagerte sich der Schwerpunkt des Westgotenreiches auf die Iberische Halbinsel. Damit begann die zweite Phase, die nach der neuen Hauptstadt Toledo als Toledanisches Reich bezeichnet wird.
Nach der Niederlage der Westgoten unter Roderich gegen ein muslimisches Invasionsheer unter Tāriq ibn Ziyād im Jahre 711 war der Untergang des Westgotenreiches besiegelt. Einzelne Regionen leisteten länger Widerstand (in der nordöstlichen Tarraconensis bis 719, im südgallischen Reichsteil Septimanien bis 725). In Asturien leistete der westgotische Adlige Pelagius erfolgreich Widerstand, was oft als Beginn der Reconquista angesehen wird.
Das aus einem föderierten Kriegerverband hervorgegangene Westgotenreich stellt in vielerlei Hinsicht eine Brücke zwischen Antike und Mittelalter dar, da hier einerseits länger als in vielen anderen Regionen des römischen Westens spätantike Strukturen fortbestanden und andererseits in einigen Bereichen mittelalterliche Lebens- und Rechtsformen prototypisch und in Ansätzen entwickelt wurden.