Der Xantener Ritualmordvorwurf von 1891/92, den viele damalige Redakteure auch als Prozeß Buschhoff bezeichneten, gehörte zu den politisch wichtigsten Ritualmordbeschuldigungen im Deutschen Kaiserreich. Ähnlich wie bei den Ritualmordvorwürfen von Skurz 1884/85 (ein männlicher Jugendlicher wurde getötet und von sachkundiger Hand zerstückelt) und Konitz 1900/04 instrumentalisierten antisemitische Politiker auch den Xantener Ritualmordvorwurf dazu, die aus dem Mittelalter tradierte Ritualmordlegende zu verfestigen und die in ihren Augen übermäßige Machtfülle des Judentums anzuprangern. Dieser nationalistischen und antisemitischen Agitation und Demagogie begegneten liberale Politiker mit aufklärenden Schriften, in denen sie den Xantener Ritualmordvorwurf in das Reich des Aberglaubens und einer längst verflossenen Zeit zu verbannen suchten.