Barock

Die Fontana dei Quattro Fiumi (Vierströmebrunnen) vor der Fassade der Kirche Sant’Agnese in Agone in Rom. Bernini schuf ihn 1649 als Mittelpunkt der Piazza Navona.

Als Barock wird eine Epoche der Kunstgeschichte und der Kulturgeschichte bezeichnet, die im Anschluss an den Manierismus zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann, mancherorts – vor allem in Gebieten, die Schauplätze des Dreißigjährigen Kriegs waren – auch später. Je nach geografischer Lage (in ländlichen Gebieten wurde länger barock gebaut als in städtischen) dauerte die Ära bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts, und es gab verschiedene künstlerische Ausprägungen und Entwicklungen. Innerhalb Europas sind die Unterschiede zwischen Süden und Norden am größten.[1]

Eine Unterteilung in drei oder vier Unterepochen ist üblich; sie lassen sich nicht eindeutig zeitlich voneinander abgrenzen: Frühbarock (bis ca. 1650), Hochbarock (ca. 1650–1700), Spätbarock (ca. 1700–1730)[2] und Rokoko (ca. 1730–1760/70). Heutzutage werden Spätbarock und Rokoko oft gleichgesetzt, mancherorts – vor allem im süddeutschen Raum, wo das Rokoko sehr beliebt war – wird die Kunst eigenständig bewertet.

Auf die Epoche des Barock folgte Ende des 18. Jh. der formell zurückhaltendere Klassizismus, der wieder Bezug nimmt auf die klaren Proportionen und einfachere Formensprache des griechischen Tempelbaus und der italienischen Frührenaissance.

Gartenfassade von Schloss Versailles. Es wurde ab 1668 errichtet unter Einbeziehung eines kleinen Jagdschlosses, das den Kern der Anlage bildet.
Schloss Schönbrunn: Blick von der Gloriette in Richtung der Residenz. Ursprünglich sollte die Anlage von dieser Anhöhe aus bis weit über das bestehende Gebäude hinausreichen.

Vorreiter des Barock war Italien, von wo ausgehend sich die Bewegung – zeitlich und örtlich in verschiedenen Ausprägungen – über Europa und über die Welt verbreitete. Die Kunst des Barock ist feierlich, ausdrucksvoll, bewegt-dynamisch und in Architektur und Innendekoration nach Bauvorhaben und Auftraggeber oft durch große Prachtentfaltung gekennzeichnet. Im Frankreich König Ludwigs XIV. bildete sich im Unterschied zu den meisten anderen Ländern Europas eine gemäßigtere Stilvariante aus, die klassizistischer Barock (classicisme) genannt wird. Der Bau von Schloss Versailles, das eine Art Prototyp für viele nachfolgende Residenzen werden sollte, steht am Anfang dieser Entwicklung.

Barock betrifft nicht nur Architektur, Bildhauerei und Malerei, sondern auch Musik, Literatur und Philosophie, die sich ebenfalls je nach Ländern völlig verschieden entwickeln. Wegbereiter auf dem Gebiet der Musik (siehe unten) war ebenfalls Italien. In Literatur (siehe unten) und Philosophie (siehe unten) war Frankreich führend (in der Philosophie von England beeinflusst), wobei eine Hochphase im 18. Jahrhundert – im siècle des lumières (dem Jahrhundert des Lichts) – erreicht wurde.

  1. Günter Brucher: Die Kunst des Barock. Salzburg 1994.
  2. "Barock", in: Lexikon der Kunst, Bd. 2, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 7–24, hier S. 7

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