Ethnologie

Das Ethnologische Museum Berlin zeigte Daueraus­stellungen zu Afrika, Amerika, Ozeanien und Asien (2010)

Die Ethnologie (abgeleitet von altgriechisch ἔθνος éthnos, deutsch Volk, Volksstamm, und -logie ,Lehre‘; früher Völkerkunde, heute auch Sozial- und Kulturanthropologie) ist eine empirische und vergleichende Sozial- und Kulturwissenschaft, die die Vielfalt menschlicher Lebensweisen aus einer sowohl gegenwartsbezogenen als auch historisch verankerten Perspektive erforscht.

Ursprünglich hat sich das Fach stark auf das Zusammenleben der heute weltweit rund 1300 ethnischen Gruppen und indigenen Völker[1] fokussiert. Heute stehen die kulturellen Praktiken und Ideen unterschiedlichster sozialer Gruppen und Entitäten im Mittelpunkt ihrer Forschungen, die zugleich stets im Zusammenhang mit politischen bzw. ökonomischen Strukturen untersucht werden. Die zeitgenössische Ethnologie erforscht damit z. B. auch Institutionen und Organisationen ebenso wie Lebenszusammenhänge in modernen Industriegesellschaften, in städtischen Räumen,[2] oder den Zusammenhang mit Migration.

Durch das enge Eintauchen in die Lebens- und Handlungswelten der von ihr untersuchten Gruppen und Menschen mittels der Methode der Feldforschung zielt die Ethnologie darauf ab, deren spezifische Weltverständnisse zu entschlüsseln und – oft im Vergleich zu anderen kulturellen Zusammenhängen und sozialen Kollektiven – zu erklären. Die Ethnologie ist dabei in der Regel weniger auf die Überprüfung von Theorien und Konzepten, sondern vor allem auf die Generierung von Theorien und die damit verbundene Erklärung von Bedeutungszusammenhängen ausgerichtet. Feldforschung findet heute auch in Zusammenhang mit transnationalen Online-Gemeinschaften (Netnographien) statt.

Die Ethnologie entstand zunächst an den ethnologischen Museen und wird seit Ende des 19. Jahrhunderts als eigenständiges Fach an den Universitäten gelehrt, in Deutschland zunächst als Völkerkunde, in Großbritannien als social anthropology und in den USA als cultural anthropology. Im angelsächsischen Raum gilt die Ethnologie als Teilgebiet der Anthropologie (Wissenschaft vom Menschen)[3], welche im kontinentalen Europa wiederum eher als Naturwissenschaft (physische Anthropologie) und als – heute nicht mehr gebräuchlicher – Teilbereich ethnologischer Feldforschung verstanden wird. Als Kulturanthropologie wird in Europa des Weiteren die Volkskunde verstanden, die auch als Europäische Ethnologie bezeichnet wird. Die Fachgesellschaft der Ethnologinnen und Ethnologen in Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie.

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