Geschichte Litauens

Wappen Litauens

Die Geschichte Litauens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Litauen und der historischen litauischen Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie ist eng verbunden mit der der Kiewer Rus, der Geschichte Russlands, der Geschichte Deutschlands und insbesondere der Geschichte Polens sowie der Geschichte von Belarus. Die erste Erwähnung Litauens in westlichen Quellen stammt aus dem Jahr 1009. Litauen trat als geeintes Staatswesen spätestens im 13. Jahrhundert in Erscheinung.

Westliche Mächte betrachteten die baltischen Litauer als letzten Hort des europäischen „Heidentums“, potenzielles Missionsgebiet der Kirche und Expansionsgebiet des livländischen und preußischen Ritteradels. Mitglieder der Mindaugasdynastie nutzten die Schwäche der Kiewer Rus nach dem Mongoleneinfall von 1240 aus und unterwarfen zwischen 1240 und 1250 Teilgebiete der Rus an der oberen Düna. Nach einer Phase der inneren Zerrüttung nach dem Tode Mindaugas’ einigten und erweiterten die Großfürsten Vytenis, Gediminas und Algirdas von 1293 bis 1377 das Litauische Reich um die südwestlichen und östlichen Teile der Kiewer Rus bis vor die Tore Moskaus und ans Schwarze Meer, die zuvor im Machtbereich der Goldenen Horde gelegen hatten. Im Norden und Westen konnten sich die Litauer erfolgreich gegen das Vordringen des Deutschen Ordens in Livland und Preußen behaupten.

Ab 1385 ging die Großmacht eine Personalunion mit dem Königreich Polen ein, unter Führung der litauischen Jagiellonen, die das heidnische Kernland Litauens christianisierten. In der Schlacht bei Tannenberg 1410 besiegte die Union das Heer des Hochmeisters. Die Verbindung mit Polen wurde 1569 in der Realunion zu Lublin gefestigt. Fortan bestand die Aristokratische Republik Polen-Litauen. Ab 1648 kam es zu einem anhaltenden inneren und äußeren Niedergang, worauf nach den drei Teilungen Polens ab 1772 die beiden Staaten schließlich 1795 von der politischen Landkarte Europas verschwanden.

Litauen blieb bis 1917 Teil des Russischen Kaiserreichs und erlangte 1918 die Unabhängigkeit. Am 15. Juni 1940 rückte die Rote Armee in Litauen ein. Die Litauische SSR wurde am 21. Juli 1940 offiziell begründet und trat kurz darauf der Sowjetunion bei. Von 1941 bis 1944 war Litauen von der Wehrmacht besetzt und gehörte zum Reichskommissariat Ostland. Von 1945 bis 1990 bestand wiederum die Litauische SSR als Teil der Sowjetunion (UdSSR). Im Zuge der Perestroika wurde nach freien Wahlen am 11. März 1990 die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet, die in Litauen als Wiederherstellung[1] der 1918 gewonnenen und durch den Hitler-Stalin-Pakt verlorenen Unabhängigkeit gesehen wurde[2]. Litauen wurde 2004 Mitglied der EU und der NATO.

  1. Zwanzig Jahre Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens, Andreas Michael Klein, Rita Lapinienė, Konrad-Adenauer-Stiftung 2010
  2. Die russischen Minderheiten in den baltischen Staaten, Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags, WD 2-3000 -010/17, 2017

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