Geschichte des Alsergrunds

Franz Schubert, einer der berühmtesten Bezirksbewohner

Der heutige 9. Wiener Gemeindebezirk, Alsergrund, entstand 1850, als sieben Vorstädte im Nordwesten Wiens zwischen der Inneren Stadt und dem Linienwall zusammengefasst und nach Wien eingemeindet wurden. Das am 17. März 1849 mit kaiserlichem Patent erlassene Provisorische Gemeindegesetz der Monarchie[1] hatte nämlich stipuliert, dass Vorstädte mit der eigentlichen Stadt stets eine einheitliche Ortsgemeinde zu bilden haben. 1850 bis 1861 war der Alsergrund der 8. Bezirk; mit der Teilung des ursprünglichen 4. Bezirks in den neuen 4. und 5. Bezirk erhielt der Alsergrund die Bezirksnummer 9.

Bereits zur Römerzeit führte eine wichtige Verkehrsverbindung, die Limes-Straße durch das Bezirksgebiet. Eine erste Besiedelung erfolgte im Mittelalter, und 1179 wurde durch die Gründung eines Hospitals für Aussatz-Kranke die medizinische Tradition des Bezirkes begründet. Geprägt wurde das Gebiet im Mittelalter insbesondere durch die Gründung und Besitzungen der Klöster. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, dem Weinbau und dem Fischfang. Durch die Verheerungen der Ungarn und der Türken wurden die kleinen Ansiedlungen auf dem Bezirksgebiet immer wieder zerstört, die verstärkte Besiedelung im 17. Jahrhundert wurde durch den Ausbruch der Pest und die Zweite Wiener Türkenbelagerung zurückgeworfen.

Erst im Sog des Wiederaufbaus und der Anlage des schützenden Linienwalls entstand der Impuls für die Expansion der Vorstädte auf dem heutigen Bezirksgebiet sowie für die Errichtung zahlreicher Großbauten. Auf das Anwachsen der Bevölkerung folgte der Bau von Kirchen, erste Manufakturen und Ziegeleien siedelten sich an. 1784 wurde das Allgemeine Krankenhaus gegründet. Im 19. Jahrhundert wurde die medizinische Tradition des späteren Bezirkes verstärkt fortgesetzt. Während in der Zeit des Biedermeier Franz Schubert am Alsergrund wirkte, entstanden vor 1848 das St.-Anna-Kinderspital und die „Irrenheilanstalt“. Während der Wiener Oktoberrevolution 1848 wurde das Gebiet ein zentraler Schauplatz der Kämpfe.

Nach der 1850 erfolgten Konstituierung des Bezirks Alsergrund wurden zahlreiche Neubauten errichtet und neues Bauland erschlossen. Während der Hochgründerzeit wurde der Grundstock für die heutige Bausubstanz gelegt. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte die Gemeinde Wien die Wohnungsnot durch eine Forcierung des Wohnbaus zu lindern; wie überall in Wien entstanden auch am Alsergrund zahlreiche Gemeindebauten.

Von den Kämpfen während des Bürgerkriegs 1934 blieb der Alsergrund verschont. Die Diktatur der Nationalsozialisten betraf zunächst vor allem jüdische Wiener. Sie stellten bis dahin zeitweise rund 25 % der Bezirksbevölkerung, da sich viele jüdische Ärzte unweit der Spitäler angesiedelt hatten. Sie wurden nach und nach vertrieben oder ermordet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Bezirkes durch Luftangriffe oder Bodenkämpfe zerstört. Der Beginn der Zweiten Republik war geprägt vom Wiederaufbau und dem erneut forcierten Wohnbau.

Wappen des Bezirks Alsergrund
Heutige Lage des Bezirkes innerhalb Wiens
  1. RGBl. Nr. 170 / 1849 (= S. 203 f.)

Geschichte des Alsergrunds

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