Hieronymus (Kirchenvater)

Eine der frühesten Darstellungen des Hieronymus. Oben: Hieronymus wird vom Bischof Damasus von Rom mit der Bibelrevision beauftragt. Unten: Hieronymus, sitzend mit dem fertigen Kodex im Arm, diktiert einem Kopisten (Elfenbeineinband des Dagulf-Psalters, 8. Jahrhundert, Louvre)[1]

Sophronius Eusebius Hieronymus (geboren um 348/349 in Stridon, Dalmatia; gestorben am 30. September 420 in Bethlehem, Syria Palaestina) war einer der wichtigsten lateinischen Kirchenväter und ein sehr produktiver spätantiker Autor. Mit seiner rigoristischen Askese und seinen Leistungen als Übersetzer und Kommentator der Bibel übte er großen Einfluss auf die lateinische Christenheit aus. Die Vulgata ist in großen Teilen sein Werk. Zeitlebens war er ein konfliktfreudiger und vielfach kritisierter Außenseiter.

Nach Studium in Rom entschied sich Hieronymus für ein Leben als Asket und verbrachte rund drei Jahre in der Syrischen Wüste. Die dabei gewonnenen Erfahrungen machten ihn zum Mentor einer Gruppe gebildeter Christinnen aus der römischen Aristokratie. Mit zwei dieser Frauen, nämlich Paula und ihrer Tochter Eustochium, unternahm er eine Pilgerreise durch Palästina und Ägypten. Die von ihm geleitete Gruppe ließ sich in Bethlehem nieder, wo Paula die Errichtung eines Klosterkomplexes finanzierte. Hier konnte sich Hieronymus seiner bibelwissenschaftlichen Arbeit widmen. Dabei profitierte er stark von den Werken des Origenes. Dies hielt ihn nicht davon ab, Material für die Verurteilung des Origenes als Irrlehrer zu sammeln. In einer Zeit, in der die Griechischkenntnisse im Westen des Römischen Reichs rapide zurückgegangen waren, vermittelte Hieronymus als Übersetzer und Kompilator Werke griechischer Theologen an die lateinisch sprechende Christenheit. Ganz neu war sein Bemühen um den hebräischen Bibeltext, dem er vor der Septuaginta den Vorzug gab. Hieronymus hatte auch Kontakte zu Rabbinen in Palästina und lernte von seinen Gesprächspartnern Elemente jüdischer Bibelauslegung.

Hieronymus genießt in der Westkirche seit dem 8. Jahrhundert zusammen mit Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo und Gregor dem Großen als einer der vier Kirchenlehrer besondere Wertschätzung; Papst Bonifatius VIII. bestätigte die Bedeutung dieser Vierergruppe von Theologen 1285.[2] Im Gegensatz zu Ambrosius, Augustinus, Gregor und den meisten Kirchenvätern war Hieronymus kein Bischof, sondern ein einfacher Presbyter. Von der Nachwelt wurde er (historisch unzutreffend) als Kardinal in die kirchliche Hierarchie eingeordnet.

Hieronymus wird in verschiedenen christlichen Konfessionen als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 30. September. Er wird als Schutzpatron der Übersetzer verehrt, so dass am 30. September als Internationaler Übersetzertag gefeiert wird.

  1. Heinrich Schlange-Schöningen: Hieronymus: Eine historische Biografie, Darmstadt 2018, S. 171.
  2. Heribert Smolinsky: Kirchenlehrer, Kirchenlehrerin. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 20.

Hieronymus (Kirchenvater)

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