Dieser Artikel behandelt die Geschichte und heutige Lage des Islams in Europa. Viele christlich geprägte europäische Länder und die Islamische Welt teilen eine über dreizehnhundertjährige gemeinsame Geschichte. Über viele Jahrhunderte standen Regionen unter muslimischer Herrschaft, die geografisch zum europäischen Kontinent gehören. Hierzu zählen beispielsweise Sizilien oder große Teile des heutigen Portugal und Spaniens, das arabische al-Andalus. Istanbul, die Hauptstadt des Osmanischen Reichs, liegt auf zwei Kontinenten, Europa und Asien. Rumelien, der europäische Teil des Osmanischen Reichs, stand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unter osmanischer Herrschaft. Bosnien-Herzegowina, der Kosovo und Albanien sind seit Jahrhunderten muslimisch geprägt.
Die gemeinsame Geschichte ist von kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch von intensivem Handel, diplomatischem und kulturellem Austausch geprägt.[1] In ihrem Verlauf wuchs das beiderseitige Wissen über die jeweils „andere“ Kultur. Verbindungen zur eigenen Identität und Erfahrungswelt wurden hergestellt und fanden in erinnerungsstiftenden Ritualen Ausdruck,[2] wobei im Blick der heutigen Forschung das hieraus entstandene „Bild des Anderen“ sich oftmals als Stereotyp erweist und im Hinblick auf die eigene kulturelle Identität konstruiert erscheint.[3]
Mit der Zuwanderung von Muslimen aus Vorderasien und Nordafrika nach Europa seit den 1950er Jahren sind in vielen westeuropäischen Ländern zahlenstarke muslimische Minderheiten entstanden. Die nationalen Integrationsdebatten unterliegen seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einer starken Fokussierung auf Muslime.