Isidor Ismar Boas (* 28. März 1858 in Exin, Preußen; † 15. März 1938 in Wien) war ein deutscher Arzt. Er gilt als Begründer des Fachgebietes der Gastroenterologie und prägte es in den ersten 40 Jahren seines Bestehens maßgeblich.
Mit seiner Niederlassung als Spezialarzt für Magen- und Darmkrankheiten 1886 begründete Boas nicht nur das Fach, sondern leitete auch insgesamt die Spezialisierung in der Medizin ein. Trotz des Unbehagens und der Kritik vieler Kollegen, die eine zunehmende Spezialisierung und Zersplitterung der Medizin in zahllose Unterdisziplinen fürchteten, konnte Boas das Fachgebiet etablieren. Dies mündete schließlich 1924 in der formalen Anerkennung des Facharztes für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten durch den 43. Deutschen Ärztetag. Boas gründete 1895 mit dem Archiv für Verdauungs-Krankheiten die erste Fachzeitschrift des Gebietes, die noch heute unter dem Namen Digestion, International Journal of Gastroenterology fortbesteht. Er war ebenfalls Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Boas veröffentlichte zahlreiche Schriften und entwickelte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die in abgewandelter Form teilweise noch heute Bestand haben. Er prägte zahlreiche Begriffe wie die der okkulten Blutungen und der Colitis ulcerosa.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten musste er als Jude zahlreiche Repressalien erdulden und wurde in seiner weiteren Arbeit behindert. Boas flüchtete 1936 nach Wien, wo er sich nach dem deutschen Einmarsch am 15. März 1938 das Leben nahm.