Kartographie ist in der Sprachwissenschaft eine Forschungsrichtung im Bereich der Syntax (also dem Teil der Sprachwissenschaft, der sich mit dem Aufbau von Wörtern zu größeren Einheiten befasst).
Grundgedanke der Kartographie ist, dass syntaktische Strukturen nach gewissen festgegebenen Mustern aufgebaut sind, die möglicherweise in allen Sprachen gleich sind. In anderen Worten: Der hierarchische Aufbau von Sprache ist nach Ansicht von syntaktischen Kartographen fest. Dieser, oft sehr feinkörnige, Aufbau wird als Karte bezeichnet. Die kartographische Syntax gilt als Teilbereich der Generativen Tradition der Sprachwissenschaft und gehört in den Bereich des Minimalistischen Programms. Das Minimalistische Programm und die Kartographie komplementieren in gewisser Weise einander: während der Minimalismus sich auf die Rolle von uninterpretierbaren Merkmalen und Berechnungsmechanismen fokussiert, befasst sich die Kartographie in erster Linie mit dem Inventar interpretierbarer Merkmale und ihren hierarchischen und linearen Beziehungen zueinander. Als Begründer der Kartographie zählen unter anderem die beiden italienischen Sprachwissenschaftler Luigi Rizzi und Guglielmo Cinque.[1]