Frankreich hat seit Jahrzehnten den höchsten prozentualen Anteil an mit Kernenergie erzeugtem Strom weltweit.[1] 2019 stammten ca. 72 % des in Frankreich produzierten Stroms aus Atomkraftwerken (2016: 403 TWh (brutto) von 556 TWh[2][3], 2019: 377,4 TWh von 520,5 TWh[4]). Am gesamten Energiemix, also an der im Land verbrauchten Primärenergie für alle Sektoren, d. h. Verkehr, Wärme und Strom, hatte Kernenergie einen Anteil von 37 %.[5] Die Stand 2024 insgesamt 57 in Frankreich betriebenen Kernreaktoren haben eine installierte elektrische Gesamtleistung von ca. 63,1 GW.
Alle Kernkraftwerke werden vom staatlichen Stromkonzern EDF betrieben. Der Großteil der aktiven Reaktoren ging von 1979 bis 1994 in Betrieb, 2000 und 2002 folgten noch Standorte mit je zwei Blöcken aufgrund Bauzeiten von 11 bis 16 Jahren. 14 alte Reaktoren waren Stand März 2020 endgültig abgeschaltet, darunter Fessenheim am Rhein.[3] Ein EPR-Reaktor (ehemals European Pressurized Reactor) ist im Kernkraftwerk Flamanville, einem Standort mit zwei Druckwasserreaktoren aus den 1980er Jahren, als Block 3 in Inbetriebnahme.[6] Die geplanten Baukosten und Bauzeiten wurden massiv überschritten (siehe hier).[7]
Bis etwa zum Ausbruch der Wirtschaftskrise ab 2007 plante Staatspräsident Nicolas Sarkozy den Neubau eines weiteren EPR.[8] Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima (März 2011) und der Wahl von François Hollande wurde der Plan nicht weiter verfolgt. Emmanuel Macron kündigte im Februar 2022 eine „Renaissance der Kernenergie“[9] an, mit dem Bau sechs neuer, verbesserter EPR bis 2050, der Prüfung von acht weiteren Standorten, zudem einer Laufzeitverlängerung bestehender Kraftwerke auf 50 Jahre. Die französische Atomaufsicht Autorité de sûreté nucléaire (ASN) hatte im Februar 2021 in einer Stellungnahme geschrieben, dass Reparaturen an den 32 ältesten Reaktoren Bedingung für eine Laufzeitverlängerung seien.[10]
Im Mai 2022 waren insgesamt 30 von 56 Reaktoren zu Wartungszwecken abgeschaltet,[11] im September sogar 32.[12][13] Bei zwölf dieser Reaktoren war Korrosion an Schweißnähten aufgetreten. Unter anderem die Unsicherheit darüber, ob hinreichend viele Reaktoren bis zum Winter 2022/23 wieder Strom produzieren würden, führte zu Rekordstrompreisen in Frankreich.[14]